Gram Parsons &The Flying Burrito Brothers – Live At The Avalon Ballroom 1969
Gerettet: Aufnahmen aus dem Vorprogramm der Grateful Dead.
Dass diese Auftritte der Flying Burrito Brothers in so guter Klangqualität der Nachwelt erhalten blieben, ist ein Wunder. Aber ein erklärbares. Weil man im Grateful Dead-Lager nur einen überschaubaren Betrag für bestimmte Substanzen und Chemikalien ausgab, dafür schon ab 1966 immer größere Summen in erstklassiges Sound-Equipment investierte, hatte man die besten Voraussetzungen dafür geschaffen, frühzeitig schon Konzerte in richtig high-ridelem Klang mitzuschneiden. Ganz süperbe Live-Mitschnitte von solchem (und teils noch größerem) Kaliber hütete man etwa bei Capitol von Nat King Cole und Frank Sinatra. Solcher Aufwand war bei Rock-Bands zu der Zeit buchstäblich unerhört!
Nicht so für Owsley Stanley III, der in seiner hauptamtlichen Funktion Tonmann der Grateful Dead war und seinen ganzen Ehrgeiz darin investierte, die Konzerte seiner Band auf Tonband möglichst optimal zu konservieren.
Die Bänder liefen schon, als die Flying Burrito Brothers als Vorgruppe für die Grateful Dead am 4. und 6. April im Avalon Ballrom spielten. Knapp zwei Monate zuvor hatten sie ihr Debüt-Album veröffentlicht, noch herrschte da eitel Harmonie und der Glaube, dass man diese Musik populär machen werde. Es handelte sich ja bekanntlich auch nicht um eine Amateur-Truppe. Da brachte jeder jahrelange Band-Erfahrungen mit und persönliche musikalische Vorlieben ein. Genau das war auch der Grund dafür, dass man Konzerte und Tourneen nicht als Werbeveranstaltungen für die Platte betrachtete, sondern den viel weiter gehenden Ambitionen entsprechend das stilistisch vielfältige Repertoire der Band präsentierte.
Den Anfang machte nicht dieser hinreißende Ohrwurm „Christine’s Tune“, sondern Buck Owens‘ Country-Klassiker „Close Up The Honky Tonks“. Ein paar Songs der ersten LP spielte man zwar auch, aber die meiste Zeit bestritt man mit Cover-Versionen von Mel Tillis und George Jones, Delaney & Bonnie und Little Richard, Roy Orbison, Hank Williams und Willie Nelson. Einen Song wie „You’re Still On My Mind“ zu spielen, war schon verwegen, weil damals auch für Deadheads der ersten Stunde ziemlich gewöhnungsbedürftige musikalische Kost. Die waren zu dem Zeitpunkt mit Gram Parsons‘ Idol George Jones (für ihn „the king of broken hearts“) sicher nicht näher vertraut. Ein gewisses Selbstbewusstsein gehörte ja doch dazu, in einem Rock-Tempel wie diesem in San Francisco ein Country-Medley wie „Undo The Right/Somebody’s Back In Town“ durchzuziehen, als wäre man in der Grand Old Opry, nur um einen Country-Heuler wie „She Once Lived Here“ (wieder George Jones) folgen zu lassen. Rauschender Applaus brandete danach nicht auf. Höflich blieb der auch nach der Hippie-Hymne „We’ve Got To Get Ourselves Together“ des Ehepaares Bramlett. Und vor „Lucille“ eine Widmung an den Rhythmusgitarristen der Everly Brothers (!) ins Mikrofon zu murmeln, war für die Zuhörer vielleicht auch etwas befremdlich.