Grant-Lee Phillips – Virginia Creeper

Vermeiden wir die Superlative und schreiben einfach, dass Grant Lee Buffalo mal eine Band waren, die berauschte, die man liebte und die einen dann enttäuschte – so gehört es sich ja wohl für jede Liebe und jede Lieblingsband. Als die nach dem unfassbaren „Mighty Joe Moon“ ihr Pulver verschossen hatten und sich nur noch mühsam zwei Alben lang durch die Existenz schleppten, kramte man wieder alte Gun CClub-Platten hervor und hoffte, dass Sänger Grant-Lee Phillips, der neben Tim Buckley und Jeffrey Lee Pierce wohl eine der eindrucksvollsten Stimmen im Pop hat, sich irgendwann wieder fangen würde.

Dem ersten im Eigenverlag erschienenen, intimen – im wahrsten Sinne des Wortes – Soloalbum „Ladies‘ Love Oracle“ fehlte die Substanz, der Nachfolger „Mobilize“ geriet ein bisschen zu leichtfüßig und manierlich.

Die sehnsüchtige Grant Lee Buffalo-Intensität und -Ursprünglichkeit, die einen manchmal denken ließ, man habe, bis man diese Band entdeckte, eigentlich die ganze Zeit nur nichtssagenden Bubblegum-Pop gehört, ist auch auf „Virginia Creeper“ nicht wiederholbar, und der so begabte Geschichtenerzähler Phillips begnügt sich öfter mal mit einem einfachen Liebeslied. Aber die hier inszenierte, akustisch instrumentierte Americana-Beschaulichkeit, in der die Fiddle einen feinen Duettpartner abgibt, steht dieser Stimme doch sehr gut. Manchmal muss man an das schönste, melodieselige Whiskeytown-Album „Pneumonia“ denken. Und das epische, Josephine Of The Swamps“ erzeugt tatsächlich wieder die bedrückende Atmosphäre, die Phillips einst so perfekt beherrschte, „Far End Of The Night“ hat gar wieder die alte Sehnsucht.

Grant-Lee Phillips musiziert auf diesem Album wieder ganz nah am Herzen.

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