Grips In The City :: Start: 3.12.

Dies werde nicht der Wohlfühlfilm des Jahres, droht Boris Yellnikoff (Larry David) am Anfang und belegt die Warnung mit einem sarkastischen Monolog, den er selbstgefällig direkt in die Kamera spricht. Er schimpft gegen verkrustetes Denken, verlogene politische Korrektheit, Amerika, ja gegen die ganze Menschheit. Danach ist einem klar: Dies wird einer von Woody Allens besten Filmen.

Nach fünf Jahren und vier Filmen im europäischen Exil ist er zurück in seinem Wohnzimmer, bei den Intellektuellen und gehobenen Exzentrikern von Manhattan, wo sich alles um Essen, Wein, Kunst und Sex dreht. Die Rolle des enttäuschten, unverstandenen, unwirschen Genies überließ er dem Hauptdarsteller der Serie „Curb Your Enthusiasm“, dessen verbale Attacken noch einen Ton härter sind Aliens eigene damals in „Der Stadtneurotiker“. Der alternde Physiker Boris ist im Leben immer gescheitert: am Nobelpreis, in der Ehe und beim Selbstmord. Nun erteilt kleinen Kinder, denen er lautstark ihre Dummheit vorhält, Schachunterricht und gibt sich nur der entwaffnenden Naivität des Teenagers Melody (Evan Rachel Wood) geschlagen. Die Ausreißerin vom Lande überredet den Misanthropen zur Hochzeit.

Das „Lolita“-Motiv funktioniert, weil Boris von Äußerlichkeiten ungerührt (und unberührt) eine Zuhörerin für seine Tiraden gefunden hat. Bis ihre verklemmten, christlich-dogmatischen Eltern auftauchen. Allen reiht giftige Dialoge und burleske Situationen wie in einem Theaterstück aneinander. Das ist keine Kinokunst, aber geistreich, erfrischend amüsant und schonungslos. Und endet whatever works – doch mit einem guten Gefühl.

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