Gus Black – Uncivilized Love
Nach den ersten 15 Minuten von Gus Blacks neuem Album legt man im Kopf schon mal grob die Top Ten für 2004 an – und schreibt „Uncivilized Love“ in Erwartung eines guten Musikjahres ganz euphorisch irgendwo ins Mittelfeld. „Cadillac
Tears“, „Dry Kisses“, auch das elegisch bebende „When You Go“: Schon diese ersten drei Songs stellen Gus Black in eine Reihe mit außergewöhnlichen Songwriter-Kollegen wie Rufus Wainwright, Pete Yorn und Aimee Mann. Daheim in Kalifornien weiß man das längst. Black machte zwei Alben mit so beschlagenen Leuten wie Eric Ross, Jon Brion und (dem hier auch wieder trommelnden) Joey Waronker, spielte Supports für lauter Große des Rock’n’Roll und gilt gemeinhin als tolles Talent.
All das sind Versprechen, die „Uncivilized Love“ eins zu eins erfüllt. Mit der Präzision von einem, der viel Pop im Kopf hat, entwickelt Black zwingende Melodien über betont schlichten Akkordfolgen und erweist sich als hoch emotionaler, aber nie larmoyanter Interpret der eigenen außergewöhnlichen Songs. Solche Vorzeichen prägen auch das Produktionsdesign. Weniger puristisch als die eingangs genannten Kollegen, entwirft Black sein Album zusammen mit Wally Gagel (Eels) als vielfarbigen Flickenteppich kreativer Gitarrensounds, LoFi-Trommelschnipseln und flüchtiger Klangcollagen – und stellt so sicher, dass der Blick keinen Moment abschweift vom Künstler und seiner Akustischen.
Gegen Ende kann Black das Level der fulminanten ersten Albumhälfte nicht mehr ganz halten, und die überflüssige, nun doch larmoyante Version von Sabbaths plumpem „Paranoid“ hätte man auch lieber nicht gehört. Aber das sind nur Randbemerkungen zu einem Album, das in punkto Qualität und Inspiration im frühen neuen Jahr die Messlatte erfreulich hoch legt.