Gutes Pflaster

Es ist jetzt fünf Jahre her, da verließ Dante Thomas sein Elternhaus in Salt Lake City/Utah in Richtung New York City. Berufswunsch: R&B-Sänger.

Thomas hatte bis dato keine große Erfahrung mit Popmusik. Keine Unmengen von Songs in der Schublade, keine langen Nächte in schäbigen Qubs – die Gesangsschule war der Kirchenchor, die musikalische Sozialisationshilfe der Plattenschrank der Eltern, in dem seine Mutter alten R&B und Soul von Stevie Wonder und Donnie Hathaway aufbewahrte. Für den Anfang würde das wohl reichen, dachte sidi Dante, der im Musikfernsehen schließlich ständig singende Menschen sah, die nichts Anderes taten als, tja, singen. Einer macht die Musik, einer die Choreographie, ein anderer das Video – da muss man seine Kunst nicht mit breit angelegtem Sinn fürs große Ganze betreiben.

„Zuerst war da ein Hunger, ein brennender Wunsch“, erinnert sich Thomas. „Ich wusste, dass ich etwas mit Musik machen wollte – ich wusste nur nicht, wie. New York erschien mir als der Ort, an dem ich die richtigen Leute treffen würde.“ Nach einigen mühsamen Jahren in der Bronx, in denen Thomas eher glücklos und mit einiger Leidensföhigkeit seine Vision umzusetzen suchte, brachte ein Kontakt zu Ex-Fugee Präs Michel die Vvfende. Dante kam, sang und siegte, Präs buchte gleich eine Session und ließ den Jungspund auf irgendein herumliegendes Demoband singen. Mit den Vocals darauf hieß das mittlerweile hinlänglich bekannte Lied „Miss California“, und im Studio hätten alle getanzt, erzählt Dante, so magisch sei der Moment gewesen.

Ein Mustetstück für den jungen Künstler: Thomas verquickt in seinem Gesang weiße Boygroup-Schwärmerei und schwarze Intonationsakrobatik, und der schmeichelhafte Hinweis auf die historische Verwurzelung ist vor allem ein Versuch, das eilig gebaute Haus nachträglich mit einem Fundament zu versehen. „Ich denke, auf meinem Album J!ly‘ ist für jeden etwas dabei“, sagt Dante, ganz Dienstleister, „all die unterschiedlichen Songs repräsentieren die verschiedenen Facetten meiner Persönlichkeit.“ Ein Promo-Spruch, gut aufgesagt.

Auch Jason Downs erkannte den Big Apple als gelobtes Land für junge, ambitionierte Musiker. Downs hatte daheim auf dem Lande vorher allein auf der Gitarre geklampft und Folk- und Country-

Lieder gesungen, aber irgendwann erschien ihm das als kreative Sackgasse. „Ich brauchte etwas, um meine Musik zu komplettieren, etwas, das ich zu Hause nicht fand.“ Die Sechssaitige auf der Schulter und die weiße Feder am Hut, kam Jason vor nun fünf Jahren nach New York. Was ihm dort passierte, fasst gleich der Opener seines Debüts „White Boy JVith A Feather“ symbolisch zusammen: Jason trifft beim Singen auf der Straße auf eine HipHop-Gang, die seine Landmusik mit der Die Pose stammt von James Dean, aber Dante Thomas’Musik klingt ganz zahm.

urbanen Ästhetik konfrontiert, und bald erlebt der Barde die Initiation in den Rhythmus der Stadt. „Metaphorisch gesagt: Mir ist einfach gehörig in den Arsch getreten worden“, lacht Jason, „daheim hatte ich irgendwie nicht das Recht dazu, HipHop und Rap in meine Musik zu integrieren.“ Im Gegensatz zu den eklektischen Kollegen verschmelzen die Einflüsse bei Jason Downs aber nicht bis ins Unkenntliche, sondern bleiben respektvoll auf Distanz zueinander – Downs bleibt Downs, HipHop bleibt HipHop, und zusammen wird ein Schuh daraus. „Es geht ja in beiden Kulturen um Geschichten“, erklärt Downs die friedvolle Koexistenz, „um simple Geschichten, die Identität stiften. Ich will meine gern in der zeitgemäßen Sprache des HipHop erzählen.“

Auch auf anderen Gebieten kennt sich Jason mit Brückenschlägen gut aus: Wie viele US-Amerikaner hat er native americans in der jüngeren Ahnenreihe, ist Halb-Cherokee. „Ich habe schon immer eine große Nähe zu vielen Dingen gespürt, die die indianische Kultur ausmachen“, sagt er, und seit Jason vor einigen Jahren eine lebendige Cherokee-Gemeinde gefunden hat, lernt er die alten Sprachen, feiert New Moon und lebt ein Stück mehr wie seine Vorfahren: „Meine Spiritualität fiichde ich aber nicht vor mir her wie andere ihre Kreuze.“ Dann lieber nur die weiße Feder am Hut.

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