Guy Chadwick – Lazy, Soft & Slow
„Shine On“ war groß. Der beste, vielleicht einzige Refrain aller Zeiten, den man mimischen konnte. „Christine“ war ziemlich groß. Auch auf das Debüt-Album von House Of Love angesprochen, bekommt der Creation-Archivar automatisch feuchte Augen. Oasis wären Lügner, würden sie behaupten, nicht ein oder zwei Dinge der Band aufgegriffen zu haben. Dann kam der große Vertrag. Dann kam das große Gähnen. Die Bandmhglieder zerfleischten sich. Die neuen Songs? Selbstparodie!
Würde Sänger Guy Chadwick zum Uli Borowka des Britpop? Er griff zur Flasche und litt am writer’s block. Was die Welt ganz gewiß nicht brauchte so war sich jedermann sicher – wäre eine Solo-Karriere des Mannes. „This Strengm“, die erste Single, gab’s logischerweise nur über Mailorder. Und man widerstand, als dieses Album bereits in anderen europäischen Hauptstädten einem „Kauf mich!“ aus dem Plattenregal entgegenschmetterte. Nichts da – schon des Titels wegen: „Lazy, Soft & Slow“? Ächz. War das nicht Viktor Lazio?
Selten so verschätzt! Guys Debüt ist sehr soft. Auch eher slow. Und durchaus lazy, im Sinne von „nichts überstürzen“. Und, Tätsache: ziemlich groß. Nicht im Sound – der ist stark zurückgenommen und läßt keinen Bombast mehr zu. Die charakteristische House Of Love-Gitarre ist leise geworden, sie schimmert noch, aber sehr, sehr gedämpft – dafür hat Produzent Robin Guthrie (Cocteau Twins) gesorgt. Diese Platte wurde auf einer Akustischen entworfen. Sogar der Gesang von Guy Chadwick klingt anders – sehr, sehr weich, und zwar besonders im Country-Starter „Soft & Slow“. Apropos Country: Die Pedal Steel ist wichtigster Studiogast
„You’ve Really Got A Hold On Me“ und „In Her Heart“ knallen ein letztes Mal so zwischen die Hörner wie House Of Love, aber sonst gilt die Vergangenheit als abgeschüttelt Groß ist JLazy, Soft & Slow“, weil Chadwick Größe zeigt. Hier reflektiert jemand, der alles erlebt und gesehen und seine Nervenzusammenbrüche und Psychosen erledigt hat. Jetzt, wiederauferstanden, an der Buttermilch nippend, läßt er das pralle Leben an sich vorbeiziehen und beobachtet alles aus einer erarbeiteten Entfernung – er braucht kein Teil mehr von dem zu sein, was er sieht. Verpaßte Gelegenheiten existieren nur noch ab Randnotiz. Alterwerden leicht gemacht! Guy Chadwick 1998 – ein Songschreiber, um den man sich offenbar absolut keine Sorgen mehr zu machen braucht. 4,0