Hanky Panky – The The

Matt Johnson macht es dem Hörer nie schwer. Die Alben seines Unternehmens The The nehmen einen beim ersten Hören gefangen – oder sie stoßen einen sofort ab. Grauzonen gibt es bei seiner Musik nicht, Diskussionen für und wider gegen ein Album von The The erscheinen überflüssig. Einige sind epochal, andere unerträglich.

Mit dem Debüt „Soul Mining“ gab Matt Johnson 1983 der elektronischen Musik neue Impulse, zeigte wieviel Blues aus Computern und Sequenzern strömen kann. Knapp zehn Jahre später nahm er mit „Dusk“ eine schwarz schimmernde Rock-Tragödie auf. Zwischendurch legte er „Mind Bomb“ vor, eine Oper über den Weltuntergang ambitiös, philosophisch verbrämt und krude. Gipfel der Dummheit: Das Cover zeigt eine aufs Bajonett gespießte weiße Taube.

Der Engländer hat oft viel zu sagen. Dann schafft er große Werke. Manchmal hat er gar nichts zu sagen. Dann macht er den Fehler nicht den Mund zu halten.

Stattdessen gibt er sich – eben wie auf „MindBomb“ missionarisch. Das ist auch bei „Hanky Panky“, dem fünften Album von The The, der Fall. Darauf spielt das Quartals-Genie Songs von Hank Williams nach. „Ich fand, daß es Zeit wurde für eine Würdigung“, erzählte Johnson dem Kollegen Ralf Schlüter. Und väterlich-jovial fügte er hinzu: „Ich habe festgestellt, daß die heutige Generation zu wenig über Williams weiß.“ Dumm nur, daß von den Lemonheads bis Dinosaur Jr. recht wenige jüngere Bands existieren, die nicht mindestens ein Cover des legendären Songschreibers im Repertoire haben, und kein Kultur-Kanal ohne ein Feature über ihn auskommt.

Die Stücke sind akzeptabel ausgewählt. Von den knapp hundert überlieferten Kompositionen hat sich Johnson Knaller à la „Your Cheatin‘ Heart“ oder „Honky Tonkin“ herausgepickt, er spielt aber auch Nummern wie „Six More Miles (To The Graveyard)“ oder „Weary Blues From Waitin“, die seltener aufgegriffen werden. In guten Momenten klingen The The immer nach naßgeschwitzten Laken, in schlechten nach Werbung für After-Shave. Bei „Hanky Panky“ trifft letzteres zu. „I Saw The Light“ wird als Blues-Rock-Klopfer präsentiert, in anderen Songs wabern schwül die Gitarren. Wer will, mag darin eine respektvolle Distanzierung sehen. Der muß dann aber auch Jonboy Langfords jüngste Huldigung an Johnny Cash, eine Sammlung polternder Pub-Rock-Schunkler, ironisch nennen.

Damit kein Mißverständnis entsteht: Cover-Versionen von Klassikern sind nicht nur gestattet, sie müssen sein. Wer allerdings damit nichts sagen will, muß schweigen.

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