Happiness von Todd Solondz :: ab 18. März

Der Titel ist die pure Verzeiflung und wer diesen Film sieht, sollte jegliche Hoffnung auf ein Happy End fahren lassen. „Happiness“ ist die ewige Losung des Lebens und also eine Fassade, hinter der Solondz die Abgründe im Umfeld dreier Schwestern seziert wie ein Insektenforscher. Mit diffusen Gefühlsansprüchen stiebt die labile Joy (Jane Adams) vergeblich nach der große Liebe. Ein verschmähter Verehrer bringt sich um, ein verheirateter, viriler Taxifahrer balzt nur solange, bis er sie gevögelt hat. Die attraktive Helen (Lara Flynn Boyle) will keinen Lebensgefährten, selbst ihre Liebschaften erledigt sie kühler als ein Callgirl. Nach ihr verzehrt sich der dicke, schwitzende Allen (Philip Seymour Hoffman), der zu obzönen Anrufen onaniert, derweil seine fette Nachbarin wie eine Glucke an seine Tür klopft. Dessen Psychiater Bill (Dylan Baker) phantasiert davon, wie er ein Massaker anrichtet, und seine Ehefrau Trish (Cynthia Stevenson) fühlt sich vernachlässigt – denn Daddy ist Päderast Über seine desperate, nervöse Begierde, mit der er seine Familie und einen Nachbarsknaben einschläfert, um jenen zu mißbrauchen, lacht man vor blankem Entsetzen. Dem Zynismus erliegt Solondz jedoch ebensowenig, wie er die Obsessionen und Illusionen seiner Probanden dämonisiert. Wie der schonungslose Neffe von Altman, Lynch und Allen dokumentiert er mit seiner Tragikomödie der Tristesse die unverzeihliche, trotzdem wahrhaft herzzerreißende Verdammnis der Psycho-Zombies der Normalität. Eigene Sehnsucht meint immer das Glück der anderen. Und alle Seligkeit ist Sex (von dem wir zu wenig haben). Und so strahlt Bills Sohn nach etlichen Eigenversuchen am Schluß: „I came!“

Abonniere unseren Newsletter
Verpasse keine Updates