HARRY AUSSER SICH von Woody Allen :: ab 21. Mai

In allen Filmen seit „Der Stadtneurotiker“, in denen Woody Allen unter eigener Regie selbst mitspielte, gibt es nur eine Hauptrolle: Woody Allen – oder besser gesagt die Kunstfigur „Woody Allen“. Wer in „Harry außer sich“ (einer bescheuerten Übersetzung des alles erklärenden Originals „Deconstructing Harry“) dem New Yorker Querdenker vorwirft, er schlachte mit miesen Altherrenwitzen sein Image als Päderast aus, übersieht den genialen Ansatz des Films. Trotz einiger autobiographischer Elemente ist der Film vor allem ein postmodernes Spiel mit der Filmgeschichte. Mit provokanten jump-cuts und falschen Anschlüssen à la Godard, barocken Höllenvisionen wie im besten Fellini und ironischen Selbstbespiegelungen, die direkt aus einem Bergman-Melodram (vor allem aus „Wilde Erdbeeren“) zu kommen scheinen, inszeniert Allen einen furiosen intellektuellen Geisterspuk, in dem eine Insider-Anspielung die andere jagt. Cineastische Spurensucher ans Werk! Der vom writer’s block geplagte Autor Harry (Woody Allen) wird von seinen erdachten Figuren heimgesucht, wobei sich die Szenen mit realen Personen aus Harrys Freundeskreis und die Auftritte seiner Phantome immer enger verzahnen und gegenseitig in Frage stellen. Stars wie Billy Crystal, Demi Moore oder Elisabeth Shue haben Cameo-Auftritte. Den Vogel dabei schießt Robin Williams ab: Als Mann, der out of focus alles unscharf sieht – und wir mit ihm.

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