Here Tonight: The White Light Demos :: Die Vorstudien zu dem berühmten Album von 1971

Enttäuscht darüber, dass sein Bluegrass-Country-Rock-Projekt mit Doug Dillard allem Kritikerlob zum Trotz nicht annähernd so erfolgreich war wie vergleichbare Ausflüge in Country-Gefilde von Byrds, Dylan und Flying Burrito Brothers, zog sich Gene Clark mit seiner Frau in ein winziges Kaff am Meer nördlich von San Francisco zurück. Nachdem A&M Records seinen Plattenvertrag nicht gekündigt hatte und die Einnahmen durch seine Songs für die frühen Byrds-LPs wohl weiter regelmäßig flossen, konnte er sich in Littlerock, Kalifornien im improvisierten Privatstudio in aller Ruhe an neue Kompositionen und an Aufnahmen für ein (sein erstes richtiges) Soloalbum machen.

Die neuen Songs waren noch introvertierter, melancholischer, komplexer als die für die Platte mit den Gosdin Brothers geschriebenen. Einem davon gab er, bekennender Beatles-Fan, den Titel „For No One“. Aber der hatte – Clark sich wie meistens bei diesen Heimaufnahmen an Gitarre und Mundharmonika begleitend – mehr mit „The Freewheelin‘ Bob Dylan“ als mit „Revolver“ gemeinsam. Am Ende schaffte es der Song genauso wenig auf die LP wie das noch weit mehr dylanesk klingende „Please Mr. Freud“. Das ist, wie das mehr als vorläufige Skizze entworfene „Jimmy Christ“ auch, eine von drei Gene-Clark-Kompositionen, die erstmals überhaupt auf dieser Demo-Kollektion zu hören sind. Den auf Anhieb unwiderstehlichsten Ohrwurm unter den neuen Songs -„Here Tonight“ – nahm er ebenfalls nicht für die LP auf, sondern brachte denselben den Flying Burrito Brothers als Geschenk mit. Der andere sich sofort einschmeichelnde war der Song, der der LP den (inoffiziellen, nie auf dem Cover auftauchenden) Titel gab. Ziemlich bis sehr elegisches Liedgut wie „For A Spanish Guitar“ oder „Because Of You“ und das seinen besten Byrds-Beiträgen ebenbürtige „The Virgin“ waren da weit weniger hitverdächtig.

Bei den fünf Bonus-Tracks, die A& M der Expanded Edition von „Gene Clark“ mitgab, handelte es sich 2002 ausschließlich um Outtakes und Alternativ-Mixes. Die Demos auch von „Here Tonight“ gibt’s exklusiv nur hier. Einigen der vom befreundeten Gitarren-Virtuosen produzierten Studio-Fassungen wird man letztlich wohl doch den Vorzug geben. Immerhin hatte er für den „Solo“-Einstand seinerzeit Koryphäen wie Ben Sidran, Gary Mallaber und Chris Ethridge engagiert.(Omnivore Records)

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