Herman Dune :: Strange Moosic

Die Franzosen im Exil erzählen große amerikanische Geschichten aus ihrer Indierock-Perspektive.

Da ist zum Beispiel der Ich-Erzähler aus „Lay Your Head On My Chest“, der mit der Frau, die er liebt, den schwer beladenen Truck überholt, von der Hauptstraße abbiegt und runter zum glitzernden See fährt. Dort stellt er zwar, während das Wurlitzer-Piano sanft wimmert, fest, dass man nie mit einem schweren Herzen schwimmen gehen sollte. Doch er weiß, später im Auto könnte alles wieder gut werden: „Let me drive the car, yo/ And play good music on the stereo/ From this town to the next/ Lay your head on my chest.“

Da ist der alte Mann auf dem Traktor aus „In The Long Long Run“. Zur seufzenden Pedal-Steel erzählt er davon, dass er als Teenager Schauspieler werden wollte: „But I misses the fruit in the field in the valley so green/And the movies were dull on the other side of the the screen.“

Oder da ist der Geheimagent aus „Ah Hears Strange Moosic“, der in seinem Zimmer in Budapest hockt. Er hat einen gefährlichen Sabotageauftrag und soll dafür sorgen, dass die Dinge da unten nicht aus dem Ruder laufen. Er ist überzeugt davon, dass er ein Weltklasse-Spion ist. In Wirklichkeit wollten ihn seine Vorgesetzten aber nur aus ihren Augen schaffen. Denn er hört seltsame Musik.

Szenen aus Herman Dunes großem amerikanischen Erzählband namens „Strange Moosic“: Nie klangen die Franzosen amerikanischer als auf dieser Platte, die sie in Portland, Oregon aufgenommen haben. Sie versuchen sich an musikalischen Erzählungen, die sich an uramerikanischen Genres wie dem Western oder dem Roadmovie versuchen – „From the Last Frontier to the Sunshine State/From Volunteer to Empire State“ geht die Reise etwa in der zarten Liebeserklärung „Be A Doll And Take My Heart“. Songs, die bei Tom Petty, Bruce Springsteen, Paul Simon oder Eddie Cochran zur Schule gegangen sind, die traditionelles Musikgut wie Country, Folk und Rock’n’Roll aus der Indierock-Perspektive nacherzählen.

Selbstironie ist daher auch im herrlichen Schrammelrock von „Tell Me Something I Don’t Know“ zu hören: „You say: Why don’t you go down to the record store/ I say: Every new band feels like I heard them before/ You say: I should’ve lived one hundred years ago/ And I go: Tell me something I don’t know“, singt David-Ivar, begleitet von Neman Herman Düne. Zwar darf sich in das dramatisch-verrätselte „Where Is The Man?“ auch mal ein Cembalo in die Songs einmischen. Wirklich seltsam ist die Musik von Herman Dune aber nie, sondern nur sehr amerikanisch, sommerlich. Während man bei „Your Love Is Gold“ beim Rock’n’Roll-Erbe angekommen ist und sich „Monkey“ auf „Donkey“ reimen darf, spürt „The Rock“ der Folktradition nach. Und immer wieder erweist sich David-Ivar Herman Düne als launiger Erzähler, ob er sich an einem Stau-Lamento versucht („Just Like Summer“), prägnante Oneliner erfindet oder den Song „Magican“ im wehmütigen Flehen versinken lässt. (city slang) gunther reinhardt

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