HIM – Love Metal :: Supersonic
Strafe muss sein. Mit Recht werden sich derzeit viele Backfische grämen, dass sie ihr Schulterblatt bereits mit einem doofen chinesischen Symbol beschriftet und nun kein Platz mehr für ein Heartagramm haben. Der halbe Freundeskreis von Osbourne-Blage Kelly hat das aus Herz und Pentagramm zusammengesetzte HIM-Symbol schon eingefräst. Die Fans der ersten Stunde jedoch haben HIM bereits mit dem letzten Album verloren gegeben.
Mit, „Love Metal“, ihrem vierten Werk, gehen die Finnen einen kleinen Schritt zurück nicht bis zu ihrem dramatisch düsteren Debüt zwar, obwohl dessen Produzent Hiili Hiilesmaa wieder mitwirkte -, doch die elektronischen Spielereien von „Deep Shadows And Brilliant Highlights“ lassen HIM nun zumindest bleiben. Neben eingängigsten Gitarren auch wieder mit dabei: die altbekannten schwülstigen Keyboards. Und Ville, neuerdings allzeit bemützt auftretend, gibt immer noch den Novalis mit Lidstrich, der die Liebe bis in die Grube und darüber hinaus beschmachtet: „To die is to know that you’re alive“, die Engel weinen Blut, und die Blumen des Bösen gedeihen prächtig.
Mit der Single „Funeral Of Hearts“, gibt es immerhin einen akzeptablen „Join Me“-Nachfolger, den man mit noch wohligerem Schauder goutieren kann, seit man weiß, wann Villes Herzchen erstmals brach: beim Tode seines Hundes. Zusammen mit dem eröffnenden, erstaunlich rüden und sympathischen „Buried Alive By Love“ markiert dieser idealtypische HIM-Schmachter die beiden Pole, zwischen denen sich der Rest des leidlich originellen Albums bewegt: jeweils Love und Metal in veränderlichen Anteilen.
Mal ein Schunkler (das epische „The Path“), mal ein Schieber („Fortress Of Tears“), dazwischen aber wird zumindest vorsichtig gerockt, und einzelne Lieder bleiben da durchaus hängen. Klassische Hart-zart-Dialektik also. Erst gruselschmusig, dann wieder rattazong. Wie ein Bier und ’n Korn. Wie Grünkohl mit Pinkel. „Wie ein Fistfuck mit Samthandschuh“, sagt Ville Valo.
Oder so.