HipHop von Jürgen Ziemer
The Roots – Phrenoloqy
Das Art Ensemble Of Chicago bezeichnete seine Musik nur ungern als Jazz und benutzt stattdessen lieber Begriffe wie „Great Afroamerican Music“. Die Roots sollten es ähnlich halten. HipHop fungiert hier nur noch als eine mögliche Klammer für die unglaubliche Experimentier- und Spielfreude der Band aus Philadelphia. Elemente existierender Genres – von Hardcore-Punk über Soul-Pop bis zu abstraktem Jazz – werden in einen völlig neuen, eigenwilligen Kontext überführt. Gäste wie Jill Scott, Nelly Furtado oder Talib Kweli bringen zusätzliche Farbe ins Spiel. Großartig, (universal) 4,5
GZA / Genius – Legend Of The Liquid Sword
In den 90er Jahren galt der Wu-Tang Clan als Nonplusultra des HipHop. Die letzten Veröffentlichungen des fernöstelnden Rap-Ordens waren jedoch deutlich weniger erleuchtet. Chef-Rapper GZA besinnt sich mit seinem vierten Soloalbum nun wieder auf die guten alten Zeiten: Ein Hauch von Zen, extra knusprige Beats (unter anderem von Kumpel RZA und DJ Muggs) und Songtexte voller Bilderreichtum und Schärfe. Neu erfunden wird hier zwar nichts mehr, aber vor allem die von Arabian „Q-Base“ Knight produzierten Stücke kommen exzellent auf den Punkt. (MOTOR music) 3,0
Sensational – Natural Shine
Er kifft wie ein Besessener, hat früher mal mit den Jungle Brothers gearbeitet und rappt notfalls sogar zur Musik von Karlheinz Stockhausen: Sensational hat auch auf seinem vierten Album keinen unnötigen Ton zuviel produziert. Wie bei den meisten Wordsound-Platten ist New York auch hier wieder das düster-romantische Szenario ganz persönlicher Albträume – die früher allerdings noch ein Ouäntchen kranker klangen. (WORDSOUND/EFA) 3,0
Themselves – The No Music
Doseone, eine Hälfte dieses Duos aus San Francisco, gehört zu den Gründern des allseits hochgelobten HipHop-Kollektivs Anticon. Auch Themselves befinden sich in eindeutiger Opposition zum US-amerikanischen Rap-Mainstream. Statt Blut-, Sperma- und Champagner-triefender Texte servieren die beiden zu ihren wilden Soundcollagen und abstrakt klöppelnden Beats eher politisch Korrektes. (ANTICON/EFA)3,0