Honeydogs – Here’s Luck

D as hohe Lied auf die neue, klassisch verpflichtete Songwriter-Klasse, die der Mittlere Westen der USA – speziell St. Louis und die Twin Cities Minneapolis/St Paul – in den 90er Jahren hervorgebracht hat, ist schon oft gesungen worden. Die meisten Strophen gehörten dabei den Antipoden Jeff Tweedy/Jay Farrar und Gary Louris/Mark Olson. Und im Refrain durfte godfather Paul Westerberg natürlich nie fehlen.

Und was ist mit Adam Levy? Eine schöne bridge hätte er allemal verdient, der Chef der Honeydogs, der sich 1995 doch eigentlich ziemlich unvergesslich eingeführt hatte. „It hardly takes a genius, just a human with a penis, that’s me“, sang er damals kokett auf dem ersten Album. Die Karriere fand dann doch nicht bzw. nur kurz statt, Personalquerelen und eine fast tödliche Asthma-Attacke auf Bassist Trent Norton stellten die Band 1998 auf die Probe.

Neues Label, neues Glück: So klingt giere’s Luck“ auch – wie das (vierte) Album einer Band, die doch noch die dritte Chance bekommt und diese dankbar und entschlossen am Schöpfe packt. Zehn konzentriert formulierte, dicht arrangierte Songs deuten auf britische (Melodie-)Quellen (die üblichen Verdächtigen), aber das Feeling ist definitiv Mid-Western, nicht nur in dem NRBQ-nahen Barroom-Schunkler „Red Dye No. 40“ (aber bitte mit SitarD. Ja, die Honeydogs haben den nötigen Punch („Sour Grapes“, „Hearts And Heads“, das

treibende „Losing Transmissions“). Doch delikater noch ist der Slow-Mo-Auftakt zu dem „Stonewall“ der In-Crowd, vor dem Levy mit sanfter Nferzweiflung um Einlass fleht. „They have a secret code, they have a secret kiss that I wanna know.“ Über den „Wilson Blvd.“ treiben plötzlich orientalisch anmutende Streicher wie dunkle Gewitterwolken über ein leuchtendes Kornfeld im Abendrot. Und „The Crown“ setzt dem Ganzen wirklich eine kleine Krone auf: Piano, wieder Streicher, und schließlich schält sich eine Melodie heraus, die mit Gummibändern nach den Sternen schießt. „Heaven looks after fools and thieves“, will Adam Levy erkannt haben. Manchmal wacht er auch über kleine Genies, die sich nicht so wichtig nehmen.

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