Howe Gelb :: Sno Angel Like You
Der Wüstenmann im kanadischen Schnee: endlich mehr als Skizzen Wann ich das Interesse an einem Künstler verlor, dem ich noch für Giant Sand-Alben wie „Storm“ und „The Love Songs“ passionierte Kritikergirlanden gestrickt hatte? Vermutlich irgendwann zwischen den vielen Alben und Inkarnationen in den 90er Jahren, die so Unterschieds-, ziel- und ambitionslos anmuteten. Aber wahrscheinlich muss es im kreativen Haushalt der wirklich Großen solche Phasen hohler Produktivität geben. Ja, wir hatten schon eine Menge von und mit dem Mann. Aber das hier, werte Leserinnen, das hatten wir, glaube ich, noch nicht.
Howe Gelb – der Mann aus der Arizona-Wüste – als elektrischer Schnee-Engel in… tja, Kanada. Und mit einem lokalen Gospel-Chor! Der „Voices of Praise“ heißt und halt mal nicht aus irgendeinem – sorry – gottverdammten US-Südstaaten-Nest kommt. Das Info sagt aber gleich: Ist keine Gospel-Musik, weder thematisch noch inhaltlich. Ist das nicht (fast) dasselbe? Na, egal. Was sagt Howe? Howe sagt in alter Howe-Manier, „Sno Angel Like You“ sei ein großes Experiment gewesen, um mal zu gucken, „if we could mesh the sounds of the muck I make with the dizzying effect of the glorious sound (the choir) makes“.
The sounds of the muck! Herrlich. Aber der Schnee-Engel ist vor allem deshalb so, tja, „himmlisch“, weil Gelb – wer weiß schon, warum – endlich wieder Songs vor die Gitarre gelaufen sind, die nicht als „Skizze“ verklärt werden müssten. Wunderbar handfeste, ermutigende, lebenspralle und -nahe Songs wie „But I Did Not“ und „Hey Man“ und „Nail In The Sky“ und „Neon Filler“, die ein gewisser Fred Guignion bei Bedarf mit satten Slide-Licks zusätzlich erdet.
Der Chor? Macht das, was er soll und kann und will. Jubiliert, beruhigt, ist präsent, aber nie über-und schmachtet sogar ein bisschen. Naja, Howe ist ja nicht irgendwer. So entspannt wandelt er vor dieser wohligen Stimmen-Wiege über Wasser, als habe er selbiges noch nie getreten und auch nicht tragen müssen (was vermutlich nicht stimmt). Gospel oder nicht Gospel? Ist letztlich natürlich egal, aber sagen wir so: In dieser Musik gibt’s weniger Gewissheit des Glaubens als diesseitige Gerüchte, die etwa über ein besseres Leben im Jenseits sogleich im ersten Song „Get To Leave“, an dessen Ende der Chor befreit auflacht.
Sollten wir auch tun.