I Am Kloot – Play Moolah Rouge :: Eine Reise durch die Nacht zu Verliebten und Verlorenen
Wenn die Dunkelheit hereinbricht und die Lichter der Großstadt erstrahlen, beginnen dieses Album und sein Erzähler Johnny Bramwell ihren Nachtflug. Mal beobachten sie einen Mann, der sich im Bett hin- und herwälzt und Angst hat, ins Nichts der Unendlichkeit zu stürzen. Mal belauern sie Liebende, die sich auf dem Jahrmarkt treffen, mal jene, die in dieser Nacht ausreißen wollen.
Empfindsamkeit und Unruhe, Erregung und Ermüdung, Neurosen und Psychosen entdecken I Am Kloot in den Nachtstücken des Albums, das sie in nur wenigen Tagen in den Moolah Rouge-Studios in Stockfort aufgenommen haben. Die Band habe die Aufnahmen so wie einen Gig angegangen, sagt Bramwell. Und tatsächlich klingt das Material auf „I Am Kloot Play Moolah Rouge“ so unmittelbar, dynamisch, ungefiltert wie bei einem Konzert: Im unausgeglichenen Rock-Mantra „One Man Brawl“ und im anklagenden Walzer „Chaperoned“ genauso wie in „Down At The Front“ oder im ungeduldigen „The Runaways“.
Treffpunkt für den Aufbruch ist das Riesenrad, an dem sich auch eine andere Szene des Albums abspielt: „I don’t know who I am/ I don’t know who you are/ But when I touch your hand/ I see shooting stars“, singt Bramwell in „Ferris Wheels“ und stellt wie einst Billy Bragg fest, dass es nichts ausmacht, wenn Liebende den Himmel umkreisende Satelliten mit Sternschnuppen verwechseln. Schließlich ist es für zwei Menschen auch so schon schwer genug, überhaupt zusammenzukommen, wie „Someone Like You“ behauptet, und zusammenzubleiben, wie Bramwell mit brüchiger Stimme im sanft-psychedelischen „Suddenly Strange“ verrät.
Zwischen diese Nachtstücke, die zum Großteil von Gesprächen mit dem vor zwei Jahren gestorbenen Singer/Songwriter Bryan Glancy beeinflusst wurden, hat Bramwell noch das zeitlose Kunstwerk „Hey Little Bird“ und das an Richard Hawley erinnernde „The Only Role In Town“ auf die Platte gemogelt. Enden lässt der I Am Kloot-Chef das Album mit „At The Sea“, einer spröden, dylanesken Vision davon, wie es sich anfühlen könnte, Ruhe zu finden. Dann geht die Sonne auf.