I Blame Coco :: The Constant

Es gibt noch Hoffnung für den Elektro-Pop von Stings Tochter.

Man hat’s ja auch nicht leicht, so als Tochter von Sting! Funktioniert nicht ohne eigenes Parfüm oder Top-Shop-Kollektion für die Welt! Als das erste Album von Coco alias Eliot Paulina Sumner im Herbst bereits in England erschien, setzte sich prompt auch nicht jede Rezension mit ihrer Musik auseinander. Und wenn doch, dann war die Rede von „wishy-washy pop songs“ oder „Papa mit A-ha-Backing-Tracks“, gefolgt von Witzen über Tantra-Sex. Dabei ist bei der 20-Jährigen keineswegs alles hoffnungslos. Mit „The Constant“ bewegt sie sich in ähnlichen Breiten wie die neuen Anti-Lady-Gagas Florence Welch, Ellie Goulding und Elly Jackson – ihre tiefe, leicht androgyne Stimme macht Vaterschaftstests überflüssig.

Cocos Single „Selfmachine“ kann es durchaus mit den besten Stücken von Marina & The Diamonds aufnehmen und wäre auch auch dem letzten, Keyboard-lastigen Album der Killers, ihrer Lieblingsband, eher angenehm aufgefallen. Den warmen „Summer Rain“ lassen wir uns auch vom Pathos her gefallen – die französischen Dreampopper M83 werden ihn neiden. Das Cover von Neil Youngs „Only Love Can Break Your Heart“ funktioniert bestens, weil es sich ausschließlich an der Version von Saint Etienne orientiert, die dafür durchaus Tantiemen verlangen könnten. So wird bei „Quicker“ gleich noch ein Refrain nachgeschoben, der von den Herren Stanley und Wiggs stammen könnte.

Aber da sind natürlich die schlimmen Momente: „Turn Your Back On Love“ beispielsweise erinnert an den letztjährigen Goldfrapp-Ausrutscher „Head First“, auf dem 80er-Irrsinn verherrlicht wurde. Coco fehlt meist die Schrulligkeit ihrer Kolleginnen, und es ist vor allem die kalte, unorganische Produktion von Klas Åhlund, dem Mann hinter Robyn, die einen auf die Palme treibt. Gewissenlos überzuckerte Synthies – hier jedenfalls gibt Åhlund Elektro-Pop „a bad name“. „No Smile“, einer von Cocos frühen Songs, dagegen vertreibt vorübergehend die „ghosts in the machine“ – hier wurden ihre Reggae-Einflüsse (die für The Police ja auch nicht das Schlechteste waren) noch nicht ausradiert. Wie heißt doch einer ihrer Titel? „Please Rewind“! (Universal) Frank Öähnemann

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