Iain Matthews – Excerpts From Swine Lake :: BLUE ROSE/RTD

Es gab Zeiten, als das beste, was man über Iain Matthews‘ Musik sagen konnte, das ziemlich vernichtende Verdikt „geschmackvoll“ war. Weniger war da nie, oft genug war mehr, viel mehr. Der silberhelle, süperbe Michael Nesmith-produzierte Country Rock von „Valley Hi“ etwa, von dem sich Matthews freilich inzwischen distanziert. Oder die erste Plainsong-LP „In Search Of Amelia Earhart“, eine Musterplatte für uneitle, gleichwohl durchdachte Song-Dramaturgie. Das ist ein gutes Vierteljahrhundert her, und es hat seither kaum ein Jahr gegeben ohne musikalische Lebenszeichen von diesem zierlichen, unverwüstlichen Musiker mit der feinen, fliegenden Stimme.

Für „Excerpts From Swine Lake“ hat der Wahltexaner selbiges Nest bei Austin verlassen und hat sich für ein paar Wochen in den Rocky Mountains eingenistet, der guten Luft wegen, vor allem aber, weil dort die Tonstudios billiger sind, billiger noch als in der Gegend um Swine Lake, Texas. Und da keines der letzten Matthews-Alben – trotz gediegenster Machart – zum Bestseller avancierte, spart der Meister halt, wo er kann.

Sparsam sind auch die Arrangements auf „Excerpts“. Das Rhythmus-Gerüst ist dünn, aber stabil, und Matthews beweist Mut zur Lücke. Als unglücklich könnte sich das Sequencing erweisen. Der Opener „Something Mighty“ ist kein guter und so ziemlich das unattraktivste Stück des gesamten Albums, das keineswegs arm an Höhepunkten ist. Sehr schön das Moll-harmonische, kontemplative „Cave In“, sehr süß und simpel „If It Kills Me“, sehr dylanesk „Changes“, Matthews ganz untypisch in einen linden Bobton verfallend, seinem eigenen Song-Duktus folgend, nicht persiflierend. Exzellent auch das flotte, vergleichsweise forsche „Where The Big Dogs Run“, einer von etlichen Tracks, die den Fans von Labelmate Steve Wynn runtergehen dürften wie Öl.

Der Sound ist, wie von Iain Matthews inzwischen gewohnt, glatt und gefällig. Nicht per Design, sondern per DAT. Der ehrenwerte Versuch, den Tracks mittels analogem Mixing ein wenig Wärme einzuhauchen, muß allerdings scheitern, wenn danach alles wieder in binäre Codes zerhackt wird. Den CD-Käufer kümmert es eh nicht. Gewohnheitssache womöglich.

Im Mai kommt Iain auf Tour, seit vielen Jahren wieder mit Band. Dann werden wir seine Musik so hören können, wie sie aus den Verstärkern kracht, direkt, unverfälscht samt Overspill und Amp-Knistern, mit Vibes und Schmackes, also garantiert analog.

Und dennoch geschmackvoll.

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