Jackie Balfour – Chip Pan Fire :: Leiser Folk und Hörbuch: zwei Pseudonym-Alben von Jackie Leven

Weil Jackie Leven zu viel Musik schreibt, hat er sich im letzten Jahr ein Pseudonym zugelegt, Sir Vincent Lone. Man versteht ja den Einwand der Plattenfirma; seit einigen Jahren verschwimmen die Lieder des schottischen Alteingesessenen, man hätte auf einige verzichten können. Auf der zweiten Platte von Sir Vincent Lone, zwischendurch aufgenommen im Kreis von alten Bekannten wie Michael Cosgrave und David Wrench, geht es besinnlicher zu als auf dem letztjährigen „Song* For Lernely Americans“. Leven singt auf „When The Bridegroom Comes (Songs For Women)“ eine Handvoll eigener Lieder zu meist leisem Folk-Instrumentarium.

Dazu gibt es Cover-Versionen von der Folk-Legende Jackson C. Franck, der hier immer gern gesungenen Judee Still, Donovan Leitch sowie den Zeitgenossen David Childers und Dan Britton, der seinen Beitrag gleich selbst singt. Ein ganzes Lied verschenkt! Das macht man ja höchstens bei einem Konzert, aber eben diese Freigiebigkeit zeigt wohl Levens Selbstverständnis als recording artist. Insgesamt ist das eine gemütliche Platte für die Gemeinde.

Das zweite Album, das Leven an den Veröffentlichungsrhythmen vorbeischleust, erscheint unter einem neuen, zweiten Alter Ego. Es ist ein Hörbuch: Leven tritt als Jackie Balfour auf, der als junior reporter bei der schottischen Lokalzeitung arbeitet, der „Glenrodent Gazette“. Die Kollegen sind kleinbürgerlich intrigant, es passiert eigentlich nichts, und das Ganze klingt wie eine Autobiografie – vielleicht die eines später zu Ruhm gekommenen Journalisten. Die halbliterarische Schraffur schottischen Kleinstadtlebens ist wohl ziellos, entwickelt aber doch einigen Charme, weil sie so ungeniert alltäglich ist.

Um diese neue Veröffentlichungsreihe irgendwie ans Hauptwerk anzubinden, hängen an der Lesung drei jener Geschichten, die ein Leven-Konzert so lustig machen. Leven redet sich in einem Regionalzug um Kopf und Kragen, wird als Sex-Tourist beschimpft und bringt ein Publikum im Edinburgh mit Lokalkolorit zum Lachen.

Vergessen Sie die vielen Namen. Mit ein bisschen Abstand wird aus all den Einzelteilen dann doch wieder ein Ganzes: Jackie Leven, der Geschichtenerzähler.

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