Jakob Dylan – Women And Country
Wenn einer seine Platte „Women And Country“ nennt, meint er es ernst. Jakob Dylan hat die Wallflowers entlassen, weil er zu den Wurzeln zurückkehren wollte. Zuerst zu den eigenen, jetzt zu denen seines Genres.
Auf diesem zweiten Soloalbum ist alles grundsätzlich: die Akkordfolgen, die Themen, die Klänge. Für letztere hat Dylan nach Rick Rubin wieder einen Könner der Simplifizierung verpflichtet: T Bone Burnett. Was kann da schiefgehen? Man kann Burnett vorwerfen, dass seine Platten immer gleich klingen, doch das ist Klagen auf hohem Niveau. Denn wie Burnett jedes Arrangement auf die Grundfesten des amerikanischen Klangs reduziert, das ist einmalig und natürlich von irrsinnig hoher Qualität. Dylan profitiert davon, muss sich aber jedes Lob mit seinem Produzenten teilen, denn „Women And Country“ ist zu gleichen Teilen das Album beider Künstler, so deutlich ist die Handschrift Burnetts, der obendrein mit Marc Ribot und Greg Leisz seine Stammmannschaft ins Studio geholt hat.
Dylans Kompositionen sind auf diesem Album ikonischer und ein bisschen universell. Das gilt z. B. für den Opener „Nothing But The Whole Wide World“, auch für das schön zweistimmig gesungene „Down On Our Own Shield“. Die Trommeln und der Kontrabass puckern dunkel, Dylan entwickelt seine karg-verschlossene Romantik. Country ist es nicht, doch ab und an färbt die Pedal Steel den Songwriter-Folk entsprechend ein.
Dylan ist auf dieser Platte wieder kein ganz großer Songwriter, doch der Rückzug ins Private sowie die Wahl der Kollaborateure verleihen ihm eine Aura des Besonderen. „Lend A Hand“ ist ein kaputter New-Orleans-Marsch, auch „We Don’t Live Here Anymore“ trottet schwerfällig, hier allerdings zu Bürgerkriegs-Banjo und Fiddle – Standards, die man gern bei Burnett bestellt. Bei acht Liedern singen Neco Case und Kelly Hogan im Background, die für dieses Projekt ja genau die richtige Mischung aus Tradition und Eigenart mitbringen.
Eine sehr gute Platte, was sonst?