James Taylor – Dad Loves His Work/Flag

Dass sich so ziemlich alles, was James Taylor nach „Mud Slide Slim…“ noch gelang (Hits wie „Handy Man“ mal ausgenommen), in solidem Handwerk erschöpfte, gehört zu jenen Halbwahrheiten, die näherem Hinhören dann doch nicht standhalten. Dagegen arbeiten seine beiden Plattenkonzerne zwar immer mal wieder heftig mit Hit-Kompilationen an, weil die – voll mit Ohrwürmern eine sichere Bank sind, aber auf eine richtige „Best Of“-Nachlese mit seriösem Anspruch auf genau diese hat man sich in seinem Fall noch nie einigen können. Da müssten auch noch ein paar (wenige) seiner Debüt-LP für Apple Records auftauchen. Aber die Chancen dafür stehen denkbar schlecht.

Stattdessen jetzt also die beiden LPs von 1979 bzw. 1981 als 5.1 Remix auf Hybrid-SACD, wohl weil die so vorzüglich aufgenommen sind wie die frühen Meisterwerke seiner Warner-Ära und sich durch schieren Wohlklang geradezu dafür anbieten. Wiederhören macht aber auch so bei der PCM-Stereo-Spur Freude, remastered von demselben Doug Sax, der für seine Pionierleistungen seit 1967 unlängst von den 3000 Tonmeister-Kollegen des eigenen NARAS-Gremiums mit dem technischen Grammy ausgezeichnet wurde.

„Flag“ (2,5) warf damals mit der Aufnahme des Goffin/ King-Klassikers „Up On The Roof“ einen Hit ab; der hatte aber nicht die Klasse von dem mit Joni Mitchell so schön gesungenen „You’ve Got A Friend“ – zumal Arif Mardin die Streicher wirklich nicht auf der Höhe gewohnter Kunst arrangierte. Sehr wohlgefällig klang die Knast-Ballade „Sleep Come Free Me“, zu laid back das Remake von „Rainy Day Man“, ganz hübsch das Little Feat nachempfundene „Brother Trucker“, amüsant „Is That The Way You Look“ (seine Hommage an die Doo-Wop-Ära), wie ein Outtake aus frühen Jahren „Company Man“ (gut also), aber am besten wohl das in der Wolle Folk-gefärbte „Millworker“, das – wäre es auf „Sweet Baby James“ erschienen allein schon wegen der melodischen Qualitäten jedermann als ein Song-Kleinod gepriesen hätte. Wurde im Kontext dieser Platte (jeder hängte sich umgehend an der pseudobluesrockigen Deutung von „Day Tripper“ auf) aber gern überhört.

Rundum gelungener war zwei Jahre später „Dad Loves His Work“. Doppelgänger früherer Songs auch diesmal. Aber stilvoll sein Ausflug in Phillysoul-Land mit „Hard Times“ und das bluesige „Hour That The Morning Comes“ (prima Slide-Solo von Waddy Wachtel) wie auch das mit J. D. Souther geschriebene Soft-Pop-Stück „Her Town Too“. Wiederum amüsant die Rolling Stones-Anspielungen im mit Carly Simons Haus-Texter Jacob Brackman komponierten „Stand And Fight“, im alten Übermut ein krasser Kontrast zum fast weinerlichen „London Town“, wo Taylor klagt: „When I grow too old and dull to rock’n’roll/ Like to hold on tight to you darling/And when my fires have all burned out/ I’d like to think I can still think about the things I used to sing about…“

Zum Schluss gibt es die Stephen-Foster-Hommage „That Lonesome Road“, fast a capella. Diesmal nur Originalkompositionen, darunter etliche seiner besseren für längere Zeit Vielleicht denkt man bei Columbia Legacy ja doch noch mal an ein „Best OP-Destillat dieser Jahre.

Abonniere unseren Newsletter
Verpasse keine Updates