Janis lan – Billie’s Bones

Es fallt nach wie vor schwer, sich das vorzustellen. Dass Janis lan einst die Stimme der ersten Egg McMuffin-Kampagne in den USA war. Dass dies dieselbe Stimme sein soll, die jetzt so fassungslos dem Leidensweg eines „Matthew“ hinterherspürt, der nach einer Bar-Sause in einem „sweet bouquet of blood and bone“ enden muss. lan wäre nicht lan, hätte sie nicht eine Moral von der traurigen Geschichte parat „It’s not who you love, but whether you can, that makes a man a man.“ Grönemeyers große Schwester?

Geld, auch von McDonald’s, hatte sie bitter nötig damals, nachdem ihre erste Karriere begraben war, die zweite (als Schauspielerin/Tänzerin) nie wirklich stattfand und das Finanzamt die Existenz unterm Allerwertesten wegpfändete. Nashville ermöglichte lan den Neustart, auch als Songschreiberin. Dankbar preist sie jetzt den Zauber der „Tennessee Hills“, im getragenen Duett mit Dolly Parton, deren Haarpracht sie zuletzt in der ironischen Country-Hommage „Boots Like Emmylou’s“ ja noch sanft verspottet hatte. War Janis lan daneben auch noch Gott und dem FBI auf der Spur, und damit auch dem kritischen Impetus ihres 65er-Hits „Society’s Child“, so bleibt „Billie’s Bones“ meist privat-psychologisierenden Betrachtungen übers Zwischenmenschliche und letzte Wahrheiten vorbehalten.

Kein Zufall, dass es zumal im letzten Song „When I Lay Down“ nur so wimmelt von kleinen und großen Lügen. „Paris In Your Eyes“, „Amsterdam“, „Forever Young“, auch „Save Somebody“ mit einer immerhin überraschenden Pointe, sind sprachschöne, routinierte Beziehungsreminiszenzen. Beim wehmütigen „I Hear You Sing Again“ standen ihre Mutter und der Nachlass von Co-Autor Woody Guthrie Pate, der Titeltrack, eine späte Ode auf ihr frühes Idol Billie Holiday, basiert auf einem alten, etwas optimistischer fortgeschriebenen Ian-Gedicht von 1968.

Jeglicher Modernismen enthält sich dies mal aber auch die Musik. Erneut hat lan eine andere, kleine Mannschaft mit Fachkräften wie u.a. Dan Dugmore (Dobro, Steel etc.) und Harry Stinson (Drums, Gesang) um sich geschart, die „Billie’s Bones“ ein sanft fließendes Folk-Gewand weben, versetzt mit kleinen Stickereien aus Jazz, Blues, Pop. Tragbar. Aber manchmal möchte man halt mehr als nur ein bisschen kuscheln. Auch wenn manche Texte eher zum Frösteln animieren.

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