Jazz
Stich Wynston – Modern Surfaces (Buzz/Sunny Moon)
Stünde nicht „with special guest Paul Bley“ auf dieser CD, sie hätte es verdammt schwer – mit frei improvisierter Musik eines Trios aus Kanada: Saxofone, Gitarre und Drummer Stich Wynston, der gelegendich auch Klavier spielt Tasten und Schlagstöcke (!) übernehmen den eher lyrischen Part, während Sax und Gitarre meist rau daherkommen. Dennoch wird hier nicht brachial drauflos gespielt, sondern klangbewußt und sensibel kommuniziert 4,0
Dee Dee Bridgewater – Live At Yoshi’s (Verve/Universal)
Intensive Balladen und auftrumpfender Seat-Gesang, rasante Standard-Versionen meist konventionellen Zuschnitts: Die Jazz-Lady aus Paris, seit dem Tod von Betty Carter gelegentlich als „letzte große Jazz-Diva gepriesen“ (wie wär’s mit Shirley Horn?), bewegt sich samt Begleittrio zwischen solide und mitreißend. Letzteres forciert Dee Dee, indem sie sich zum Beispiel mit James Browns „Sex Machine“ als Variete-reife Entertainerin gebärdet. Arg dick trägt auch sie während einer 14 Minuten langen, originell mit Herbie Hancocks „Chameleon“-Funk-Riffangereicherten Version von „Love For Säle“ auf. 3,5
Michel Portal & Martial Solal – Fast Mood (RCA/BMG)
Pianist, der der Bop-Tradition abenteuerliche Freiheiten abringt, stößtauf Free Jazz-geschulten Romantiker, dem beim Spiel auf Saxofonen und Klarinetten Emotion wichtiger ist als strenge Form. Erstaunlich, wie weit die Franzosen, beide an die Freiheit eigener Regelwerke gewohnt, sich aufeinander einlassen in vertrackten Duett-Sätzen und dichten Improvisationen. Wenn sie sich aneinander reiben, dann heftig, aber stets produktiv. Ihre intime Begegnung setzt auf souverän gemeistertes Risiko statt Routine. 4,0
Global Sound – Diamond Of The Day (Stunt/Sunny Moon)
Wie Carla Bley spielt Dalia Faitelson die Rolle des Katalysators: Mit ganz eigenen Kompositionen gelingt es ihr, Musikerprominenz wie den Schlagzeuger Adam Nussbaum zu gewinnen. Als Gitarristin vereint sie Rock-Akzente erstaunlich mit meditativen Ruhestrecken. 4,0