Jazz :: von Klaus von Seckendorff

Charles Lloyd – Lift Every Voice

Wenn Musiker wie Charles Lloyd (ts,fl) Geri Allen (p) und John Abercrombie (g) beim Spielen von Folk- und Protestsongs wie „Amazing Grace“ und „Bloodcount“ über sich selbst hinauswachsen, kann es wie hier zu gleich zwei Sternstunden kommen: Ihre als Trauerarbeit kurz nach 9/11 entstandene Doppel-CD in zwei Quintettbesetzungen ist so unpretentiös, dass selbst Lloyds Kompositionen – obwohl wenig songlike – wie ergreifend schöne Volksmusik klingen. (ECM/universal) 4,5

Chris Potter – Travelling Mercies

Samples, Scof ield-Gitarre, neben Funk und Pop eine Prise Country: Akustikjazzbetonte Vielfalt prägt den eleganten Fusion-Mix des derzeit unter Musikern meistbegehrten Saxofonisten Chris Potter. (verve/universal) 4,0

Joshua Redman – Elastic

Mit seinem YaYa3-Orgeltrio (Keyboards: Sam Yahel, Drums: Brian Blade) erweist Joshua Redman den besten Seiten des Soul&Funk-Jazz Reverenz: auf den Punkt gebrachte Improvisationen, federnde Grooves, entfettete Sounds, gewitzt alle Klischees meidende Songs. (WARNER) 4,0

Patricia Barber – Verse

Schlaue Verse sind selten im Jazz wie singende Pianistinnen. Blues-Schema und Songwritertum erleben ungeahnte Höhenflüge, wenn Joey Baron und Neal Alger mit Drums und Gitarre so unkonventionell umgehen wie Patricia mit den Lyrics und Dave Douglas mit den Trompetensoli. (Bluenote/emi) 4,0

Brad Mehldau – Largo

Schluss mit der Triokunst. Der Pianist bewahrt seine Nähe zu Klassik und Pop auch in erweitertem Line-up inklusive Produzent. Jon Brion (Fiona Apple, Eels) rüstet auf mit irren Mikropositionen, Holz- und Blechbläsern, Musikern aus dem Umfeld von Beck und Veteran Jim Keltner. An Radioheads „Paranoid Android“ lässt sich studieren, wie hier experimentiert wird: klanglich verstörend und doch romantisch-songnah. (WARNER) 3,5

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