JAZZ VON SECKENDORFF

Innerhalb von drei Takten hebt sie locker ab ins Reich der melodiösen Fusion. Schon das erste Solo trägt die Gitarristin SUSAN WEINERT in die Gefilde eines Allan Holdsworth oder Scott Henderson. Dorthin begleitet sie nicht nur ein in Hunderten von Live-Gigs eingespieltes Trio, sondern auch die Keyboarderin Rache Z (Steps Ahead). „The Bottom Line“ (veraBra) hat reichlich von dem, was man bei den Kollegen Mike und Leni Stern derzeit vermißt: Songs mit Profil – und Spaß daran, 4,0 Auch fadere Fusion will verkauft sein. BLUE MOVES -„Erotic Jazz“ (Lipstick/EFA) versteht sich als „potential background music for an evening of making love“. Statt deftiger „fxision for fuckers“ gibt es Kuschel-Rock-Jazz mit einem deutlichen Schuß Black Music von Bill Evans bis Adam Holzman. Beim zwölften Song ist dann endlich Climax angesagt – für den, der sich so was vorspielen lassen mag. 2,0 Wahre Dramaturgie findet anderswo statt. MARIA SCHNEIDER übertrifft mit ihrer Bigband gar den späten Gil Evans (dem sie einst assistierte), was das Zusammenspiel von Klangfarben, dichter Melodieführung und großräumigen Strukturen anbetrifft. 17 beachtliche Musiker aber nicht deren Soli sind der Gou von „Coming About“ (ENJA), sondern komplexe Arrangements, die weder akademisch gerieten noch swingfixiert 4,5 Improvisation pur war angesagt, als TOM HARRELL und JACKY TERRASSON übriggebliebene Studio-Stunden für eine Duo-Session nutzten. Standards lieferten die Basis, auf der sie viel riskierten. Selten hat man den Balladenspezialisten Harrell (tp,fl) so extrovertiert erlebt wie auf „Moon And Sand“ (JAR/ Sunny Moon), und auch der Pianist beweist eher Originalität als sein vielgerühmtes Bestreben, Musik atmen zulassen. 3,5 Gelassenere Spontaneität herrschte, als JIMMY SMITH anno 1981 zum ersten und einzigen Mal auf den mit Les McCann auch für Funk-Fans interessant gewordenen Tenorsaxer EDDIE HARRIS trag.

Mr. Hammond spielte ,^411 The Way Live“ (MCD/ZYX) überraschend unbrav, was nicht schlecht zu den schrägen Verzerr-Electronics seines Partners paßte. Ob Blues, Bop oder Funk: eine heiße Nacht in San Franciscos „Keyston Corner“. 3,5

Ohne biedere Verbeugungen vor den großen Alten wollte Sax-Rebell JAMES CARTER Dank und Respekt zeigen. Für sein „Coversin‘ With The Eiders“ (eastwest) setzte er auf Buddy Täte und Harry „Sweets“ Edison, aber auch auf „neue Alte“ wie Lester Bowie und Hamiet Bluiett. Coltranes,,Naima“, für zwei Bariton-Bratzer tiefergelegt: Klar, daß da kaum Nostalgie aufkommt. Aber selbst der Rückgriff auf „Lester Leaps In“ rettet rauhen Charme in eine zeitgemäße Version. Visionäre Traditionspflege: Carter gelingt bei diesen Sessions ein kleines Wunden 4,0 Zwei Gitarren, ein Saxophon – und drei Herren, die damit ungewöhnlich eigenständige Musik entwikkeln. Dazu dient ihnen mal ein Song von WeilL mal einer von Bill Frisell, aber auch bei den freieren Eigenkompositionen bleiben sie „In The Same Breath“ (CMP/FA): MICK

GOODRICK. DAVID LIEBMAN und WOLFGANG MUTHSPIEL.

4,0 Tastencluster,JodeIn und andere gesangliche Sonderlichkeiten ä la Maggie Nicols oder Phil Minton da war der in freier Improvisation erprobte Schlagzeuger WILLIE KEL-LERS mächtig gefordert, als er beim „Total Music Meeting“ in Berlin den „Tanz der Salamander“ riskierte. „Tmlight Etchings“ (FMP/ helikon) ist ein radikales Gegenmodell zur kalkulierten Avantgarde des neuen BILL FRISELL QUARTET (eastwest), das die schrägen Mixturen des genialen Gitarristen in gelegentlich geradezu kunsthandwerkliche Routine transformiert. Beide:

3,5

Angenehm lautmalerischen Latino-Jazz-Pop ohne Prätention spielt der Gitarrist WOLFGANG MIELITZ auf ,J>ieces Of Mind“ (Think Different). Zu leicht, zu nett, zu kontemplativ, findet der Nörgler. Friedliche Schwärmermusik, findet der Philantrop. Die Wahrheit liegt in der Mitte.2,5

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