Jazz von Seckendorff
Er spielt in dem Trio von Ray Brown und gilt als Pianist für die Fans von Oscar Peterson. Dabei ist dieser BENNY GREEN kein Neo-Traditionalist, wie das „Kaleidoscope“(Blue Note) seiner eigenen Kompositionen beweist Die bleiben zwar dem modernen Mainstream verpflichtet, auf Nummer sicher jedoch ging Herr Grün nur bei der Auswahl von Mitstreitern wie Ron Carter, Antonio Hart und Stanley Turrentine. 4,0
Herzerwärmender hört sich an, was sein Kollege STEPHEN SCOTT aus gutem Grunde „The Beautiful Thing“ (Verve) nennt. Groovebetont erfreut er Nicht-Puristen mit einigen bunten Steinen mehr im Kaleidoskop: Gospel, Blues, Souliges, jede Menge Latin. Wie Benny Green hat er den Gitarristen Russell Malone geschickt in sein Piano-Konzept integriert. Herausragend bei dieser Studioproduktion mit der Euphorie eines guten Live-Gigs: „Blue Bossa“ als Saxophon-Battle mit Kenny Garrett sowie Branford Marsalis. 4,0
Wer hier die soulful-entspannten Titel vorzog, ist sogar noch besser bedient, wenn Stephen Scott mit seinem Lieblings-Drummer VICTOR LEWIS Stücke spielt, wie sie dessen einstigen Arbeitgeber Woody Shaw gefallen hätten: hochemotionale, unterhaltsame Songs mit Power und Poesie, Sex und Soul statt fader Chorus-Dramaturgie. Tempo und Dynamik wirken nie erstarrt bei solchen Kompositionen, für die der Drummer schon bei Bobby Watsons Band Horizon zwei glückliche Händchen bewiesen hat JLeeyyyess!“ (ENJA/inakustik).4,5
Auch AL FOSTER bietet Argumente dafür, wie überzeugend Schlagzeuger auch als komponierende Bandleader sein können. Daß die angenehm locker riiberkommen, ist nicht zuletzt Sache des Tastenmannes Dave Kikoski, der sich mit Foster einig ist: Gute Musik muß atmen können, 4,0
Zum Atmen bringen will den Jazz, den Soul und Funk auch MARKUS MILLER, der wie Foster mit Miles Davis zusammengearbeitet hat „Live And More“ (FDM/EDEL), inJapan aufgenommen, belegt das sehr überzeugend, ist aber nix für die Wo-bleibt-der-Jazz-Nörgler – denn am besten funktionieren hier die Nummern, bei denen sich Soul und Pop heftig einmischen, allen voran „Summertime“ mit dem an die geniale Rachelle Ferrell (was macht die eigentlich?) erinnernden Gesang von Lalah Hathaway. 3,5
So lebendig sich der Studio-Crack Miller anhört, so Studio-starr klingt, was der sonst so lebendige Trompeter TILL BRÖNNER mit Funk-erfahrenen Großmeistern wie Michael Brecker, George Whitty, Dennis Chambers und Anthonyjackson angerichtet hat. „Midnight“ (Button/BMG) treibt Schindluder mit der Phrasierung von schwarzen Klassikern wie“Don’tYouWbrry Bout A Thing“ oder „What’s Going On“. Was’n los hier – alles Fahrstuhl, oder was? Es gibt auch feine Fusion Marke extra dry, aber dann konkurrieren die Bläsersätze wieder mit denen der Streicher um Glätte, und Deutschlands derzeit bemerkenswertester Trompeter irritiert mit Herb-Alpert-Touch. 3,0
Zurück ins Warme führt GREGOR HÜBNER, ein klassisch ausgebildeter Pianist, der auch Geige spielt, was sich mit seiner Vorliebe zu osteuropäischer Musik bestens verträgt Folk-nah sind nicht wenige der schönheitstrunkenen, aber nie fadharmonischen Stücke, die“Panonien“ (Satin Doll/in-akustik) weit aus dem Feld des bloß Soliden herausheben. 4,0 W
Wo sind sie nur, die schönsten Lieder weit und breit? CHARLIE HADEN & PAT METHENY, beide „Beyond The Missouri Sky“ (Verve) mit Country und Bluegrass aufgewachsen, haben ein gutes Dutzend inniger Melodien zusammengetragen für ihren unglaublich entspanntintimen Dialog von Gitarre und Baß. Ein leises Meisterwerk. 4,0
„Sing mich, sing mich“, flehen die Balladen dieser Welt SHIRLEY HORN an, denn die tut es so sanft und dennoch swingend wie keine Zweite. Eine Musikerin, die gar nichts falsch machen kann. „Loving You“ (Verve) ist pures Balsam. 4,0