Jazz von Seckendorff

Er ist Südafrikaner im Exil, Lieblingspianist vieler Musiker, und geriet doch im Quartett von Joe Henderson in den Hintergrund. Für sein introvertiertes „Star Seeding“ (Verve) fand BHEKI MSELEKU nun mit Charlie Haden (b) und Billy Higgins (d) sensible Mitstreiter. Das Tenorsax spielt der Pianist selbst. Hört sich fast an wie ein nachträglich addierter – Joe Henderson. Keine ganz glückliche Lösung. 2,5 Neben Mseleku und Django Bates gibt es einen dritten herausragenden Pianisten im Briten-Bunde: Zum inspiriert swingenden „Concert At The Wigmore Hall“ (East-West) brachte JULI-AN JOSEPH den Bassisten Alec Dankworth mit und leistete sich statt einem Schlagzeuger zwei Bläser: Eddie Daniels bewährt sich als ein Rattenfänger, dem sogar die Gegner der Klarinette hinterherlaufen. Und auch Johnny GrifiSn wächst über die Routine manch anderer Gastauftritte hinaus. Von seiner interessantesten Seite aber zeigt sich Julian Joseph allein – wenn er etwa Eigenenes mit „These Foolish Things“ verknüpft, 3,0

Gut tun prominente Bläser – neben Gerry Mulligan auch Michael Brecker, Roy Hargrove, Joe Lovano und Joshua Redman – dem Jubilar DAVE BRUBECK. Der 75jährige taugt doch nicht nur für Unverbesserliche, die bei „Take Five“ ihr gestörtes Verhältnis zum ungeraden Takt ausleben. „Young Lions & Old Tigers“ (Telarc) fabrizieren hier leicht altväterlichen, aber nicht in den Konventionen erstarrten Mainstream. 2,5

Gegengift gefallig? Als rotes Tuch für Neokonservative bewährt sich Altsaxophonist STEVE COLEMAN gleich dreifach. In Paris nahm er „Live At The Hot Brass“ ebenso viele CDs auf: mit seinen Five Elements und dem Gast David Murray die gewohnten Free Funk Abenteuer („Curves Of Life“ zur Mystic Rhythm Society erweitert um Koto, Trompete und Percussion die stark afrikanisch-arabisch gefärbten „Myths, Modes And Means . Dazu ein Rap-Projekt namens Metrics: „The Way Of Cipher“ (Groovetown/BMG, als Box oder einzeln). So spontan und doch homogen hat die Verschmelzung von Jazz und HipHop bisher selten geklappt. 3,5

Wie eines von vielen Funk-Jazz-Ensembles klingt die „Groove Gang“ des jungen Saxophonisten JULIEN LOURAU – aber nur ein paar Minuten lang. Dann beweist die Mini-Bigband (drei Bläser, Vibraphon) Qualitäten, die typisch sind für die französische Szene: Mit viel Charme und einer Lässigkeit, die nicht fragt, was für einen Jazzer erlaubt ist, bringt sie Osteuropäisches ebenso ins Spiel wie Afrikanisches. 3,0

Kein Schielen nach US-Vorbildern: Das Label Bleu hat viel eigenständige Musik zu bieten, neben Lourau auch dessen Mentor HENRI TEXIER,

der im Trio mit den Kollegen LOUIS

SCLAVIS und ALDO ROMANO Eindrücke von zwei Afrika-Tourneen in intensive Improvisationen abseits aller Weltmusik-Klischees umsetzt: zwischen Folk und Free-Jazz. Ein Booklet mit 70 Tournee-Fotos für „Carnet De Routes“ macht klar, warum „Guy Le Querrec (Leica)“ als vierter Mann im Line-Up auftaucht. 3,0

Zum zweiten Mal schon lädt Frankreichs bei uns derzeit prominentester Jazz-Musiker MICHEL PETRUCCIANI mit seinem alten Kumpel EDDIE LOUISS zu einer „Conference De Presse“ (Dreyfus). Musikgewordene Freundschaft: Es sprühen die Funken, wenn der Pianist und der Hammond-B3-Swinger Ideen-Pingpong spielen. Spaß an der Improvisation steht ganz im Vordergrund – eine Rolle, die Petrucciani offensichtlich liegt 3,0

Kunstwille dominiert, wenn ELIANE ELIAS auf „Solos AndDuets“ (Blue Note) am Piano orchestrale Qualitäten entfaltet – im Geiste eines Keith Jarrett. Obwohl sie sich selten auf ihr phänomenales Gespür für Brasilianisches verläßt, entgeht sie der Gefahr überladener Tastenkaskaden – weshalb ihre Versionen von Standards klarer überzeugen als manches Duett mit Herbie Hancoclc. 3,0

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