Jennifer Love Hewitt – BareNaked :: Jive/Zomba
Bei „Party Of Five“, der vielleicht traurigsten Teenager-Serie der Welt, war Jennifer Love Hewitt immer die Liebe, die nicht so interessant war wie Neve Campbell und ganz gut zu diesem spießigen Bailey-Typen passte. Dann wanderte sie nach New York aus, zu ihrer eigenen Serie, mit der nach wenigen Folgen Schluss war. Es folgte „Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast“ und „Ich weiß immer noch, was du letzten Sommer getan hast“, und demnächst wohl „Ich weiß jetzt gar nicht mehr, was du letzten Sommer getan hast, aber es ist ja auch egal“. Eine zweite Karriere war keine schlechte Idee.
Jetzt singt Love Hewitt also. Das kann sie, bloß mit dem Songschreiben tat sie sich schwer. Also suchte sie sich eine Kollegin, die ihr unter die Arme greifen konnte: „Freundin, Mentorin, Engel, Heldin“ Meredith „Bitch“ Brooks. Nach deren gradlinigem Rockpop klingt „Bare Naked“ nun auch – ein wenig zu erwachsen für die 23jährige Jennifer, aber das gleicht sie bei den Texten locker aus. Im Titelsong barmt sie: „When I feel barenaked and I just can’t take it/ I’m getting jaded no I just can’t fake it anymore.“ So geschafft klingen nur College-Abgänger, die noch gar nicht wissen, wie einen erst das wirkliche Leben fertigmachen kann.
Sie bemüht sich ja redlich, aber ganz geschmackssiclier ist Love Hewitt noch nicht – von originell ganz zu schweigen. Man könnte schwören, dass „Ybu“ nur eine neue Version von Garth Brooks‘ „If Tomorrow Never Comes“ ist, aber einen Credit bekommt er nicht. Überhaupt erinnern einen viele Lieder an dieses oder jene bekannte, an Sheryl Crow, Jewel oder Melissa Etheridge. Ihren eigenen Stil muss Love Hewitt noch finden, da hilft Brooks‘ glatte, manchmal gar moderne Produktion nicht, und auch all die eingängigen Melodien können das nicht verbergen. Nichtssagende 08/15-Nummern wie „Hey Everybody“ ooder „Where You Gonna Run To?“sind beim Debüt vielleicht noch erlaubt, aber dann ist Schluss mit der Nachsicht, dann müssen nach monatelangen Studio-Sessions schon mehr Stücke wie das lässige „Avenue Of The Stars“ her.
Ach, und „Me And Bobby McGee“ zu covern – schlechte Idee. Vbr allem, wenn man dabei zwischen den Zeilen so laut atmen muss.