Jenny And Johnny :: I’m Having Fun Now

Das Duo Rice/Lewis hat Spaß, ist dabei aber nicht immer originell.

Dass die beiden gut miteinander können, weiß man schon länger. Jonathan Rice und Jenny Lewis sind seit Jahren befreundet, seit Jahren immer mal wieder zusammen auf Tournee, seit Jahren ein Paar. Wobei gerade der letzte Punkt gern noch ein wenig vage gehalten wird. Das Label nennt das, was sie haben, verquast eine „On/Off-Kreativschaffenden-Beziehung“, wohingegen die Website „Spinner“ Jenny und Johnny als „indies cutest couple“ feiert. Auf persönliche Nachfrage lacht Miss Lewis verraucht und merkt an, dass She & Him ja viel süßer seien, und gibt dann doch alles zu – wobei sie ihre Beziehung sehr schön als „jahrelange nächtliche Unterhaltung“ bezeichnet.

Aber wir sind ja hier nicht bei der „Bravo“. Also zur Musik: Dass sie dort ebenso gut miteinander können, bewiesen nicht nur die gemeinsamen Gigs, sondern vor allem der Song „Carpetbeggars“. Von Rice geschrieben, auf „Acid Tongue“ von Lewis mit Elvis Costello gesungen und live auf Tour mit Rice am Mikro ebenso toll. „I’m Having Fun Now“ heißt nun nicht umsonst so: Die elf Songs haben wenig gemein mit Lewis‘ manchmal gar bluesigem Folk, sind nicht so zahm wie Rilo Kiley zuletzt und haben auch nichts von der Säuseligkeit, in die Rice bei seinem Soloschaffen manchmal verfällt.

Thematisch geht es um zerschossene Lieben, rostige Rasierklingen, giftige Schlangen und um Frauen, die wahlweise mit einer Rasierklinge im Mantel oder einer Schere in der Tasche durchs Leben laufen. Gerade jenem Song, „Scissor Runner“, hört man den Spaß an, den das Paar gemeinsam mit den Rilo-Kiley-Kollegen Jason Boesel und Pierre De Reeder ausgelebt hat – und der von Mike Mogis rau, direkt und trotzdem nicht frei von Pop-Appeal eingefangen wird.

Dennoch: Nur bei wenigen Songs wird das ganze Songwriterpotenzial der beiden ausgereizt. Das sozialkritische, die Finanzkrise sezierende „Big Wave“ zum Beispiel, das zuerst düster dräuend nölt und dann in einem catchy mit „doo-doo-dooh“-Chor verzierten Refrain aufgeht. Oder die tragisch-schöne Liebeserklärung an die Dame mit der Rasierklänge, in der schon diese Strophe alles sagt: „It was poverty that kept you sweet/ And dreams that kept you young/ The money started rolling in/ You stopped having any fun.“ Oder „Animal“, das geschrieben wurde, um es auf einer verratzten Psychologencoach zu hören.

Bei den übrigen Stücken denkt es sich leider oft, dass die beiden vor lauter Spaß doch ein wenig aus den Augen verloren haben, wie oft sie einen recht ähnlichen Klangpfad einschlagen. Deshalb: Bitte noch mal nachlegen, und vielleicht noch eine kaputte Liebesballade in derselben Genialitätsklasse wie „Fairytale Of New York“ abliefern. Jenny und Johnny, Ihr könnt das! (Warner) Daniel Koch

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