Jimmy Gnecco :: The Heart
Dringlich-empfindsame Songs über die Liebe und den Tod
Wie sich einer wie Jimmy Gnecco, ein tätowierter Typ aus New Jersey, der der Alternative-Rock-Band Ours vorsteht und nun mit „The Heart“ ein beeindruckendes Solodebüt vorlegt, ins Vorprogramm der A-ha-Abschiedstour verirren konnte, wundert. Aber immerhin hatte er unterwegs Zeit, um in seinem Online-Tagebuch Dinge zu notieren wie „Weird is not a defect, it’s an attribute“ oder „Patience is still a virtue“.
Um Geduld geht es auf „The Heart“ aber nicht. Gnecco bemüht sich, das ganze Album über eine Anspannung zu halten, alle Songs dringlich klingen zu lassen. Das zeichnet diese ergreifende, intensive, intime, empfindliche Platte aus, auf der viel von Herz und Seele, von Leiden und Vergeben, von Liebe und Tod die Rede ist.
Ob in „Rest Your Soul“, das mit Gneccos Falsett als Trauergesang die Platte eröffnet; im unruhig synkopierenden Herzrhythmus des Titelsongs „The Heart“; in den Depressionen, die „Bring You Home“ auftut („I buried everything that I was caught up in/ I’ll hang in the wind and die before there’ll come a time/ When anybody pulls me down“); oder in der Friedhofsballade „Light On The Grave“ mit ihren sperrigen Akkordwechseln und dem gespenstischen Backgroundgesang. Gneccos Songs, die sich oft auf seine Stimme und eine Akustikgitarre konzentrieren, wollen Frieden mit der Vergangenheit schließen: mit seiner schwierigen Jugend, der Mutter, die im Sterben lag, als er an der Platte arbeitete, auch mit dem frühen Tod von Jeff Buckley, mit dem Gnecco damals befreundet war. Und allenfalls ganz an der Oberfläche kommen Songs wie der wehmütige Walzer „Mystery“, das Singalong „These Are My Hands“ und das hinreißende „Take A Chance“ in die Nähe der in sich geschlossenen Popwelt von A-ha. (Bright Antenna/ADA Global) Gunther Reinhardt