Joan Baez :: Dark Chords On A Big Guitar

Baez interpretiert kongenial Songs von Folkrock-Zeitgenossen.

Sie sei „eigentlich keine Sängerin, sondern eine Politikerin“, soll Joan Baez mal gesagt haben. Das klingt paradox aus dem Mund einer Künstlerin, deren Stimme seit „We Shall Overcome“ und »The Night They Drove Old Dixie Down“ doch stets so eindeutig zu identifizieren. Eine Sängerin war sie schon immer, aber eine richtig gute ist sie womöglich doch erst in der letzten Dekade geworden.

Seither hat die Ikone der großen Folk(-Rock)-Ära Anschluss gesucht, aber sich nicht angebiedert bei jenen, die ihre Sprache sprechen. Die Indigo Girls, Mary Chapin Carpenter, Dar Williams. Ihr eigenes Material geriet dabei immer weiter ins Hintertreffen, und auf „Dark Chords On A Big Guitar“ zieht sich Baez nach sechsjähriger Pause nun ganz auf die Rolle der Interpretin zurück. Was sie sich bei AutorInnen) wie Ryan Adams, Caitlin Cary, Gillian Welch & David Rawlings auch erlauben kann, unterstützt von einem mal dezent, mal fordernd aufspielenden Drums/Bass/Gitarre-Trio um Doug Pettibone (Luanda Williams). Den Albumtitel liefert bezeichnenderweise eine Zeile aus Greg Browns „Rexroth’s Daughter“, jener mysteriösen Vagabundin, die das Leben für eine überreife Melone hält – „so süß und solch ein Schlamassel“.

Die späte Baez hingegen kultiviert gern auch schon mal eine eher bittersüße, wenn nicht herbe Note, die sich auch im Material wiederfindet, etwa im so grausam beiläufigen Mord auf dem „King’s Highway“ von Joe Henry. „Motherland“ (Natalie Merchant) markiert interpretatorisch die Schnittstelle zwischen der alten (jungen) und neuen (reifen) Baez, und das souveräne Understatement, das sie „My Time Of Need“ (Adams) angedeihen lässt haben erst die Jahre gebracht.

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