JOE JACKSON – HEAVEN AND HELL :: Sony
Joe Jackson. 1979 cool. Kurze Krawatten, lichtes Haar, spitze Schuhe, knappe Anzüge. Messerscharfe Beat-Klopfer auf den Alben ,£ook Sharp!“, „I’m The Man“ und „Beat Crazy“. Einziger Konkurrent von Elvis Costello. Schnodderig, gallig und anstandslos. Das Elend begann mit dem Ruhm: das Album ,flight And Day nebst dem Hit „Steppin‘ Out“, Auftritt im „Rockpalast“.
Fortan wollte der nonkonforme Konservatoriumsschüler Joe ein Künstler sein, nahm Platten live in alten Studios auf und live vor Publikum, „Big World“ hatte drei Seiten und eine leere, und das erste Instrumentalwerk „Will Power“, ein eklektischer Schwurbel, säte erhebliche Zweifel an Jacksons Talenten. Es kam schlimmer: die sentimentale Kindheits-Erinnerung „Blaze Of Glory“, das ganz und gar uninspirierte „Laughter And Lust“ und schließlich, ein Elend, die anästhesierende „Night Music“.
Der Sündenkatalog ist lang. Und nun „Heaven And Hell“, eine Vertonung der sieben Todsünden. Sieben! Todsünden! Jackson war im Kino. Weil er ohnehin kein Thema mehr hatte, drängte sich der Kessel Kitsch unwiderstehlich für ein Konzept-Album auf. Dazu trällern Joes alte Freundin Joy Askew und die Sensibelchen Jane Siberry und Suzanne Vega, irres Gelichter zwischen Percussion-Wirbel, arabischer Folklore, Kirchenmusik-Bombast und Pseudo-Klassik – es ist die Hölle. Zwischendurch glaubt man immer wieder, Jackson werde gleich die Kadenzen von „Steppin‘ Out“ anschlagen oder von „Is She Really Going Out With Him?“. Doch der geniale Bassist Graham Maby ist ja nicht mehr da. Statt seiner ein Haufen Vorruheständler wie der Crash Test Dummies-Brummler Brad Roberts, der gleich Jackson zuviel Piaton und Bibel gelesen und CNN gesehen hat. Das „Avarice“-Stück heißt tatsächlich „Tuzla“, nicht „Srebrenice“. „Pride“ wird repräsentiert vom „Song Of Daedalus“. Heiliger Bimbam.
Demnächst im Plattenladen: Joe Joe Jacksons Zehn Gebote, Gastsänger: Pavarotti, Bono, Charlton Heston und Peter Handke. Herr Studienrat, übernehmen Sie!