Joe Jackson – Rain :: Verkrampftes Spätwerk mit Graham Maby und Dave Houghton
Wenn dieser Mann sein Gift verspritzt, dann schweifen die Erinnerungen zu „Sunday Papers“, „I’m The Man“, „In Every Dream Home“, „Happy Loving Couples“ und „Kinda Kute“. Doch so recht kann man keine Freude empfinden beim Vitriol von „Rain“, so böse Joe Jackson seine Stücke auch vorträgt. Und „Citizen Sane“, „Wasted Time“, „Good Bad Boy“ sind schön böse Songs! Allein, wie der alte Nörgler hier die feingliedrigen Hände zu flinken Kadenzen und gedrechselten Melodien nötigt, wie sein kaum verkennbares Klavierspiel gegen Dave Houghtons Schlagzeug und Graham Mabys Bass kämpfen muss – das ist eher ein tapferer Kraftakt als ein beherzter Befreiungsschlag.
Natürlich waren wir froh, als er vor vier Jahren endlich wieder eine schlichte Platte mit der Joe Jackson Band aufgenommen hatte, nachdem die Ambitionen der größeren Form gescheitert waren- dass die Songs nicht an die Klassiker heranreichten, mochte man ihm nicht vorwerfen. Doch beschwingte Swing-Nummern wie „The Uptown Train“ klingen nun wie Pausenfüller, forciert und – ausgedacht. Der Unterschied zu den skalpellscharfen Songs semer frühen (und manchen späteren) Meisterleistungen liegt dann, dass Jackson heute klimpert. Seine Wut kann gar nicht so groß sein, dass sie dem Firlefanz und dem virtuosen Leerlauf beikommen könnte. „Rush Across The Road“ ist so verzwirbelt und langatmig, dass man das Ende kaum abwarten kann. „King Pleasure Time“ wirkt ordentlich aufgekratzt und lärmend: Es ist der Joe-Jackson-gegen-die-Welt-Krachlied. „Solo (So Low)“ ist sentimental und pathetisch: Es ist die Joe-Jackson-verzweifeltan-der-Wek-Ballade. „Good Bad Boy“ ist hektisch und gallig: Es ist der Joe-Jackson-spuckt-auf-alles-Song. „A Place In The Rain“ ist das Joe-Jackson-räsomert-ein-wenig-philosophisch-übers-Leben-Lied. Alles hat er schon einmal unvergesslich exerziert.
Man verstehe mich richtig: Natürlich hat Joe Jackson mehr Talent im kleinen Finger als beinahe jeder Klavierspieler der Welt. Deshalb verdanken wir ihm ja „One More Time“, „Amateur Hour“, „Steppin‘ Out“ und „A Slow Song“. „Rain“ nehmen wir lieber von den Beatles.