John Cale – John Cale
Eine Dokumentation der BBC Wales – und eine Heimkehr: Der weltberühmte Rockmusiker und Bratschist John Cale besucht seinen Geburtsort, der Autor Victor Bockris (der schon an Cales „Autobiografie“ schrieb) begleitet ihn etwas aufdringlich und fragt nach dem Sex mit der Tochter des Priesters im Pfarrhaus. Die Tochter wird leider nicht befragt bei diesem Ortstermin, aber ein paar alte Männer erinnern sich noch an den Schüler John, der früher nur Walisisch sprach und von der Mutter zu Klavierstunden genötigt wurde. Anwalt oder Arzt sollte er werden oder etwas „noch Besseres“, so ein Kindheitsfreund: Pfarrer. Eine Art Priester wurde er dann ja auch – in den Siebzigern ein ekastatischer Muezzin, später eher ein Jesuit ohne Zölibat.
Lou Reed und Mo Tucker erinnern sich an die Zeit mit Velvet Underground und Warhol und an die gescheiterte Reunion von 1993. Lou lobt: „Die Musik läuft aus ihm heraus wie Wasser aus einem Berg.“ Cale: „Ich habe meine Prinzipien, von denen ich nicht abweiche.“ Das zweite Album von Nico („wunderschöne Musik, die man von einer Heroinsüchtigen nicht erwartet“, so Cale), die Debüts von den Stooges und Patti Smith, Cale als Produzent. Chris Spedding erzählt von den mittleren Siebzigern, als Cale zum Wüterich mutierte: „John mochte Brandy, und John mochte Koks.“ Ein Zeuge erinnert sich an einen Auftritt, dem Cales Eltern beiwohnten – der Sohn sang die Eingangszeilen von „Guts“: „The bugger in the Short sleeves fucked my wife/ Did it quick and split.“ Nun, nach dem Tod seiner Eltern, besucht Cale noch einmal die Schauplätze des Grubendorfes Garnant, in dem man früher das Röcheln der Bergarbeiter hörte, wenn sie mit ihren Staublungen den Hügel hinaufstiegen. Die Grube ist zugeschüttet worden. In der Kirche sitzt John Cale, der fleißige Klavierschüler, noch einmal an der Orgel.
Leider nur eine Stunde dauert diese pastorale Heimreise, und die meisten Fragen bleiben offen. Der Künstler, sonnengebräunt, muskulös, adlernasig und im orangefarbenen Adidas-Shirt, bleibt ein Solitär.
