John Doe – Forever Hasn’t Happened Yet

Hotel California. Hintereingang. Da, wo Schmerz und Sehnsucht sich nicht hinter Sternen aus Stuttgart, Tequila Sunrise und Rotem mit grandiosem Abgang tarnen müssen. Da, wo man fast riechen kann, dass „da draußen irgendjemand verletzt wird“, wie es John Doe so schön formuliert. Der kennt sich ja nun aus mit Kalifornien, seit er an Halloween 1976 aus Baltimore anreiste und in der Bear(s)-Nische Venice heimisch wurde. In einem Poetry-Workshop traf er prompt Exene Cervenka. Der Rest ist Geschichte (wie man so sagt). „Forever Hasn’t Happened Yet“ ist das sechste Solo-Album von John Doe und trifft tatsächlich mal die alte Promo-Floskel, die das aktuelle doch immer als das beste anpreist.

Was auch an den Gästen liegt, die er da an zwei Wochen im letzten April in den Hügeln von LA ins Studio von Co-Produzent Dave Way lud: Dave Alvin und Grant-Lee Phillips. Der bluesige Doors-Drone von „The Losing Kind“ setzt gleich den Grundton für den Rundgang, auf dem auch Doe-Tochter Veronica Jane „Mama Don’t“ flehen darf. Allein „Twin Brother“, ein gespenstisches Duett mit einem wie aus dem Kühlschrank nebenan intonierenden Phillips, lohnt den Erwerb dieses Albums. Doe sagt, das Ziel seien Songs gewesen, die stilistisch auf Blues und Country zurückgehen, aber ohne „befangene Modernismen, Angeber-Soli oder Puristen-Fallen“.

Ziel erreicht Puristen könnten wirklich ein Problemchen haben mit dem Suicide-Beat auf dem „Hwy 5“. Neko Case natürlich nicht, die schlägt dort ganz problemlos ihr kleines Zelt mit Doe auf. Co-Autorin übrigens: Frau Cervenka. In deren Vocal-Fußstapfen tritt hier Ostküsten-Leihgabe Kristin Hersh im verzweifelten „Ready“-Nachruf auf Johnny, während Cindy Lee Berryhill ganz sanft „Your Parade“ abnimmt. Auch das ist ja Kalifornien.

Natürlich kann es John Doe zwischendurch auch mal ohne mehr oder weniger prominente Hilfe. Wobei die Vertigo-Variation „She’s Not“ zu den stärksten Momenten überhaupt gehört.

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