John Lee Hooker – Don’t Look Back; Zakiya Hooker – Flavors Of The Blues

Wenn der Vater mit der Tochter. Hat die Tochter natürlich per se erstmal die schlechteren Karten. Der Vater selbst, erinnert sich die Tochter, habe es ihr einmal so gesagt: „Du hat ja noch nicht mal ein Baumwollfeld gesehen.“ Noch Fragen? Und wenn Vater und Tochter dann, ganz am Schluß von „Flavors Of The Blues“, das wohl unvermeidliche – und ja eigentlich auch ganz hübsche – Duett singen („Bit By Love“), sind die Rollen klar verteilt: Die Tochter sucht sich zu beweisen – der Vater wirft ihr nur seine Ad-Libs und Manierismen hin. Und meint das bestimmt noch nicht mal böse. Zuvor hat sich Zakiya Hooker auf ihrem zweiten Album neun Songs lang bemüht, eigene Identität auch jenseits der Familienlegende zu begründen. Ihre Stilmittel: Distanz sowie Diversifikation.

„Flavors Of The Blues“ ist – dem Titel zum Trotz – weniger ein Blues denn ein recht üppig arrangiertes R&B-Album, gespickt mit Verweisen vor allem in Richtung Funk und Soul. Statt alten Gründer-Mythen hinterherzuhecheln, läßt sie leise Ironie durch Tracks wie „Protect Me From The Blues“ und „Receipt To Sing The Blues“ ziehen. Und Robert Johnsons „Stones In My Passway“ ist in einer ganz unpuristischen Version kaum wiederzuerkennen. Als Abnabelungsmanöver haut das insgesamt hin. Aber so richtig verrückt macht einen Frau Hooker damit auch nicht.

Und was macht der Herr Papa? Die rohe Klassiker-Nachlese in eigener Sache („Dimples“, mit Los Lobos) zum Auftakt ist jedenfalls ziemlich irreführend. Ansonsten läßt er sich nämlich von Buddy Van Morrison produzieren. Das kann der gut, wird aber schon mal identitätsgefahrdend, wenn dieser alte Herr plötzlich mit Songs kommt, die auch von Van the man selbst stammen könnten (so zum Beispiel der Titelsong). „The Healing Game“ wiederum klingt hier so, als habe es Morrison schon mit John Lee in mind geschrieben; das – nun ja leicht hysterische Moment der Morrison-Solo-Version von dessen gleichnamigem Album wird jedenfalls nicht vermißt Wobei natürlich schon zu fragen ist: Mußte das denn beides unbedingt quasi parallel erscheinen? Vielleicht gerade, das weiß man nicht.

Und so geht das dann gemütlich weiter mit dem Heilen, dem gegenseitigen Zuspruch, der Beschwörung eherner Wahrheiten, manchmal allein, noch zweimal im Duett. Mit dem archetypischen Minimalisten-Boogie „Spellbound“ und dem ruppig-frivolen „I Love You Honey“ ziehen die beiden die Spannungskurve zwischenzeitlich noch einmal kurz hoch, bevor es dann im same old trott endgültig dem Sonnenaufgang entgegengeht. Und wenn die beiden denn nicht gestorben sind…

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