John Lennon :: Walls And Bridges

Und "Sometime In New York City" - Abschluss der Remaster-Reihe.

Eine der verblüffenden Karriere-Entscheidungen John Lennons war das Album „Sometime In New York City“ (2), für das er mit Yoko und Schaum vorm Mund einige Proteslieder schrieb, um sie dann mit der Plastic Ono Band (die aus dem Schlagzeuger Jim Keltner bestand) und der Gruppe Elephant’s Memory sowie dem üblichen Spectorschen Streicher-Wall aufzunehmen.

Natürlich traf Lennon damals gar keine Entscheidungen über seine Karriere. Vielmehr war er sehr wütend über einen gewaltsam beendeten Gefängnis-Aufstand („Attica State“) und die Behandlung der Frau an sich („Woman Is The Nigger Of The World“), zugleich forschte er nach seinen irischen Wurzeln („The Luck Of The Irish“) und sympathisierte mit den Rebellen gegen England („Sunday Bloody Sunday“). Auch Yoko Ono hatte eine depressive, kulturpessmistische Phase und schrieb deshalb die Songs „We’re All Water“ und „Born In A Prison“.

Ergänzt wurde das Album um einem „Live Jam“ mit den Mothers Of Invention – bei der Gelegenheit spielte man sehr langwierige Versionen von „Cold Turkey“ und „Don’t Worry Kyoko“. Außerdem beschrieb Lennon sein Leben in New York und fragte: „NYC, NYC… Que pasa, New York?“ Auch belehrte er barsch das Publikum: „Don’t think they didn’t know about Hitler.“ Das hingerotzte Pamphlet wollte dann auch kaum jemand kaufen. Bonus-Tracks: „Listen To The Snow Is Falling“ und das immergrüne „Happy Xmas (War Is Over)“.

„Walk And Bridges“ (1974) war Lennons letzte Platte vor dem Desaster mit „Rock’n’Rol!“ und seinem Verschwinden aus dem sogenannten öffentlichen Leben. Mit Elton Johns Beteiligung gelang tatsächlich ein No.1-Hit, nämlich „Whatever Gets You Through The Night“. „#9 Dream“ ist einer dieser traumwandlerischen Zuckerwatte-Ohrwürmer Lennons, „Surprise, Surprise (Sweet Bird Of Paradox)“ und „Nobody Loves You (When You’re Down And Out)“ erinnern in erfreulicher Weise an den ätzenden Zynismus des Autors von „I Am The Walrus“.

Phil Spector war im Record Plant nicht dabei, aber Lennon arrangierte trotzdem großzügig Bläser und die New Yorker Philharmoniker. Fast eine gute Lennon-Platte also. „On the 23rd Aug. 9 o’clock morning I saw an U.F.O.“, teilte Winston O’Boogie uns mit.“Ah! bowakawa pousse, pousse…“

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