John Mellencamp :: No Better Than This

Countryfolk-Gebrauchsstoff, von T Bone Burnett ins Heute geholt

Ein „Früher war alles besser!“ kann niemand einfach so durchwinken. Und wenn Mellencamp ein 55 Jahre altes Ampex-601-Monotonbandgerät (175 Dollar, bei Ebay) an musikhistorisch bedeutsame Orte schleppt und mit einigen Freunden vor dem Mikro einen auf gute, alte Zeiten macht, entsteht ja nicht automatisch große Kunst. Diese 13 Songs, die der Südstaaten-Boss im Frühjahr 2009 während seiner Tour mit Dylan und Nelson in 13 Tagen „sehr konzentriert“ verfasste, sind bestenfalls akzeptabler Countryfolk-Gebrauchsstoff. Die Tunes verwenden sehr ausgiebig Versatzstücke des traditionellen US-Liedguts, die Akkorde zählt uns der Sägewerksbesitzer aus Johns Heimatort Seymour/Indiana an einer Hand ab.

Und wieso dann diese hohe Wertung? Weil bei „Right Behind Me“, in Zimmer 404 des Sheraton Gunter in San Antonio eingespielt, vielleicht wirklich Robert Johnson selig anwesend war, der hier 1936 seine ersten Aufnahmen machte: So rau, intensiv und auf dem Punkt ist der Track. Weil das Ampex in den Sun Studios in Memphis auf unerklärliche Weise den Geist der Cash-, Presley- oder Lewis-Sessions einfing, während die Musiker u.a. als Wiedergänger der Tennessee Three („Coming Down The Road“, „A Graceful Fall“, „Don’t Forget About Me“) verblüffen. Weil dem Team in der First African Baptist Church in Savannah Folk von zeitlos-schlichter Schönheit gelang. Weil der Sänger nicht nur Springsteen/Dylan/Petty-Mimikry kann, sondern Sehnsucht, Empörung und Trauer zu erdiger Melancholie zerraspelt. Und weil T Bone Burnett die Monobänder ohne Overdubs so ins Heute pegelte, dass es sich doch wie „Früher war alles besser!“ anhört. (Rounder/Universal) Rüdiger Knopf

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