John Scofield -That’s What I Say

Der Jazz-Gitarrist covert Ray Charles: nostalgiefrei und bewußt simpel Kein Gitarrist phrasiert so federleicht und doch mit messerscharfem Biß wie John Scofield, der Jazzmusiker mit spät erwachter Lust auf Seitensprünge ins Reich der Grooves von Bands wie Medeski, Martin & Wood. Auch sein Tribut an Ray Charles ist kein braves Souljam-Album. Obwohl John den „Spirit“ der Songs nicht durch jazztypische Komplexität gefährden wollte, obwohl er auf Gesang setzt und als Gitarrist ein wenig in den Hintergrund tritt, erweist sich „That’s What I Say“ unverkennbar als ein Werk des Chamäleons unter den Jazzgitarristen.

Schon die kurzen Intros zu „Busted“ oder „I Don’t Need No Doctor“ schaffen mit trockenem Witz nostalgiefreie Stimmung. Auch der süchtig machende Bläsersatz am Anfang von „Hit The Road Jack“ ist Sco im besten Sinne. Seine Soli zeigen, daß John die Gitarre bewußt simpel singen lassen kann, mit jener Ökonomie, die auch für seine Rhythm Section kennzeichnend ist.

Und dann sind da – ungewöhnlich für Scofield und doch ein alter Traum von ihm – diverse Sänger(innen). Beim Titelsong lösen sie sich chorusweise ab, was erstaunlich gut funktioniert: Dr. John, der sich spätestens bei „Talking About You“ gefragt haben dürfte, wie er seine New-Orleans-Grooves in Zukunft ohne Sco spielen soll. Mavis Staples, deren auf lebenserfahrene Roughness getrimmtes „I Can’t Stop Loving You“ – wie auch „The Night Time Is The Right Time“ mit Warren Haynes (Gov’t Mule) – zu den wenigen eher traditionell aufgezäumten Nummern gehört. John Mayer, der bei Sco später sogar zur Gitarre greifen darf. Und Aaron Neville, der sich in bewährter Manier durch „You Don’t Know Me“ schluchzt.

Was dieses Album zum reinen Vergnügen werden läßt, ist aber vor allem das instrumentale Geschehen, der gut gelaunte Umgang mit Klassikern und Ausgrabungen wie „Sticks And Stones“, dem Steve Jordan an den Drums einen Touch von Medeski, Martin 6? Wood verpaßt. Scofield-Fans sind auf sowas allemal scharf. Und die von Ray Charles sollte es nicht verprellen: Bei diesem frischfrechen Tribut wurde keinem ihrer Lieblingssongs ein Leid angetan.

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