Johnny Cash :: Love, God, Murder

In seinem berühmten Essay „The Westerner“, 1954 in der stramm linksintellektuellen „Partisan Review“ erschienen, brachte es Robert Warshow mal lapidar auf den Punkt: Die beiden erfolgreichsten Kreationen des Hollywoodfilms waren der Gangster und der Westerner – Männer mit Waffen! Was im Grunde auf die amerikanische Populärkultur überhaupt und nach Auffassung von Johnny Cash auch für die Gattung Country Music gilt. Neben Liebe und Religion, erklärte er kürzlich einem Interviewer, sei Gewalt in allen möglichen Formen ein zentrales Thema vieler Country-Songs.

Er muss es wissen, denn er hat darüber immer wieder Lieder gesungen und jetzt 16 zum Thema für das Album „Murder“ ausgewählt. Das ist von den drei CDs dieses Box-Sets auch insofern das herausragende, als es neben Klassikern wie „Joe Bean“, „Mr. Garfield“ und dem „Folsom Prison Blues“ auch weniger geläufige, gleichwohl nicht minder hochkarätige Aufnahmen enthält. Die Liner Notes schrieb Quentin Tarantino, spätestens seit „Reservoir Dogs“ ein ausgewiesener Fachmann in Sachen Mord und Totschlag. Diese Songs, so Tarantino, könne man dem Mann in Schwarz vorbehaltlos abkaufen. Denn der habe zum American way of death noch kritischere Kommentare beigesteuert als die meisten schwarzen Rapper.

Entschieden gewöhnungsbedürftig ist der frömmelnde Tonfall mancher Songs auf „God“. Wohl vernimmt man die frohen Botschaften an die Adresse reuiger Sünder, die Erlösung finden werden. Allein man glaubt’s manchmal nicht so recht, egal wie sonor er sie vorträgt. In ihrer Metaphorik sind Songs wie „The Greatest Cowboy Of Them All“ denn doch sehr amerikanisch. Und überhaupt machte Johnny Cash als Prediger – auch bei seinen Knast-Auftritten – nie eine so überzeugende Figur wie die Kollegen Blind Willie Johnson oder Al Green.

Da sind die auch für „Love“ von ihm selber handverlesenen Aufnahmen denn doch weit glaubwürdiger in der Interpretation. Vielleicht nicht ganz so tiefempfunden wie das, was George Jones zu dem Thema sang, aber angenehm unsentimental im Ton und gerade deswegen so universell und verbindlich. Dass das alles – so der Sticker zu den auch einzeln erhältlichen CDs -in „stunning sound“ remastered wurde, war bei diesem Prestige-Projekt ja wohl auch selbstverständlich.

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