Johnny Dowd – The Pawnbroker’s Wife :: GLITTERHOUSE
Der Möbelschlepper des amerikanischen Traums berichtet wieder Schon seine Albumtitel hatten immer etwas Kategorisches, Apodiktisches. Von der falschen Gegend in Memphis berichtete er, dann gar von der anderen Seite des Lebens. So wie halt der US-Amerikaner an sich gern dazu tendiert, nur zwischen Gut und Böse zu unterscheiden, ohne die Grauzone dazwischen zu sehen. Klar, dass es Schutz da nur vorübergehend geben kann. Auf seinem nun schon vierten Album bricht und verdichtet Johnny Dowd seine Weltsicht auf eine Titelfigur herunter. Die Frau des Pfandleihers also.
Auf dem Cover sehen wir ein verlebtes Gesicht, in dem Verletzung und Verruchtheit nah beieinander liegen. Sie trägt Spaghettiträger, keinen BH und ein Geheimnis, das vermutlich die Hände hinter ihrem Rücken verbergen sollen. Dowd lüftet es im zweiten Song, es dreht sich um ein „Rose Tattoo“ (so der Songtitel), dessen Platz auf ihrer Haut nicht nur der Pfandleiher kennt, sondern auch der Kunde, der da eines Tages in seinen Laden marschiert… In anderen Songs nimmt Dowd das, was dann kommen könnte, in einigen Variationen vorweg. „On Shakey Ground We Stand“ friert noch triste Trivialitäten unterm Weihnachtsbaum ein. Schon eine Woche später heisst es dann „Aus die Maus“. Nach 23 Jahren. „January Ist is the day our love died“, singt er unisono mit seiner aparten Begleiterin Kim Sherwood-Caso in „Separate Beds“, einem traurig-traditionellen Country-Duett mit Melodica-Tönung.
Das ist noch harmlos gegen „True Love“, einen beklemmenden Walzer mit Blutgeruch und vokalem Familienanschluss (Jade Dowd-Hinkle und Emily Dowd im Chor). „Twice she pulled the trigger, twice I called her name“, ächzt Dowd, derweil der Refrain Hohn auf ihn träufelt. „Loneliness or hellfire“, andere Alternativen scheint es hier nicht zu geben. Da kann sich auch „Sweeter Than Honey“ (der Sex) höchstens auf „all I want is your money“ reimen.
Wo das endet? Nicht selten wohl on death row. Das infernalische ,Judgement Day“ mit seinem fast frivolen „She’s Dead“-Chant ist ein akustisches Argument gegen die Todesstrafe. Mitten im Leben, nach einem trunkenen Walk als „King Of Emptiness“ und klapperndem Psychobilly („Woody Guthrie Blues“), legt sich Herr Dowd aber glatt noch mal ins Grün mit dem stampfend-überdrehten Lee-Hazlewood-Cover „Sleeping In The Grass“.