Joni Mitchell – Shine

Eine Erinnerung an Großes, mit viel Klavier und Natur-Idyll.

You don’t know what you’ve got ‚til it’s gone“, sang Joni Mitchell vor 37 Jahren in „Big Yellow Taxi“. Und das gilt natürlich auch für sie selbst. So richtig vermisst haben wir sie erst, nachdem sie das Ende ihrer Karriere bekanntgegeben hatte. Diese Meisterin der Zwischentöne, diese gewichtigste Stimme des weiblichen Songwriter-Ichs: für immer verstummt? Auch wenn Musiker es nie wirklich ernst meinen mit dem Rückzug, ist „Shine“, Joni Mitchells beim Starbucks-Label Hear Music erscheinendes Comeback nach fünf Jahren Pause, trotzdem eine kleine Überraschung, denn es enthält ihre ersten neuen Kompositionen seit 1998. Sie entstanden im selben Holzhaus in British Columbia wie einst die Stücke für ihr 1972er Meisterwerk „For The Roses“.

Und wie damals steht das Klavier musikalisch und die Natur thematisch im Vordergrund. „I stepped outside of my little house and stood barefoot on a rock“, führt Mitchell im Begleittext das Instrumentalstück „One Week Last Summer“ ein, mit dem „Shine“ eröffnet. Aus diesem privaten Idyll entfaltet sich in „This Place“ eine Reflexion über den Zustand der Welt, die Umweltzerstörungen und Kriege. „If I Had A Heart“, „Bad Dreams“ und „Strong And Wrong“ erinnern tatsächlich an die großen Piano-Stücke von „For The Roses“, Doch die Phrasierungen der abgedunkelten Stimme sind subtiler, die Akkorde werden von Synthesizern umschmeichelt, die an Van Morrisons „lnarticulate Speech Of The Heart“ erinnern.

Trotz einiger Achtziger-Anachronismen ist das klassische Mitchell, sogar „Big Yellow Taxi“ wird in einer zickigen Zydeco-Version noch einmal aufgeführt. „They paved paradise/ Put up a parking lot.“ An diesem Parkplatz befindet sich eine Filiale einer amerikanischen Kaffeerösterkette, aus der nach Jahren des Schweigens eine altvertraute Stimme erklingt. „You don’t know what you’ve got ‚til it’s gone.“

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