Jonny :: Jonny
Euros Childs und Norman Blake: ein idiosynkratisches Traumpaar
Die gute Nachricht: Euros Childs, Ex-Gorky’s Zygotic Mynci, und Norman Blake, immer noch Teenage Fanclub, haben ihre jahrelange Freundschaft endlich in ein musikalisches Projekt umgemünzt. Wenn die zwei wahrscheinlich nettesten Menschen des Musikbusiness, die darüber hinaus einen überdurchschnittlich ausgeprägten Sinn für Harmoniegesänge und famose Melodien haben, gemeinsame Sache machen, kann das eigentlich kaum schiefgehen. So finden sich auf ihrem Debüt mit „Candyfloss“, „Never Alone“ und „Circling The Sun“ (gesanglich nah an Gerry Rafferty, R.I.P.) ein paar herzallerliebste Songs, die mitunter an den Psychedelic-Pop von Childs‘ Landsmann Gruff Rhys erinnern – also mehr Wales als Schottland darstellen. Aber wie Rhys neigen Blake und Childs bei aller Harmoniesucht zur Idiosynkrasie: So kann es vorkommen, dass ein Stück wie „Cave Dance“ fast neun Minuten sinnlos vor sich hinwabert. In anderen schlechten Momenten bleiben Jonny im Pubrock der 70er hängen, auch „Goldmine“ ist nur der Abklatsch eines Beat-Klassikers. Hingerotzt, aus dem Bauch heraus: Jonny sind dann so unspektakulär und langweilig wie ihr Bandname. Die Hiobsbotschaft: Hier wurde die große Chance verpasst, etwas wirklich Außergewöhnliches zu schaffen.
Und noch eine schlechte Nachricht: Dieses Projekt wird wohl so viel von Norman Blakes Energie absorbieren, dass man vorerst nicht mit einem Soloalbum von ihm rechnen kann. (PIAS) Frank Lähnemann