Josh Rouse – Country Mouse, City House :: Wunderbar melodiebeschwingte, Soul-inspirierte Songwriter-Musik

Eine Sommer-Platte“ hätte man das früher genannt. Und der luftige Country-Twang von „Sweetie“, der in ein ausgelassenenes „La-la-Iala-la“ mündet, erinnert auch so schön an jene Tage um 1977, als Smokie ihre Erfolge feierten. Und Billy Joel, Steely Dan Jackson Browne, das Electric Light Orchestra. Nun hat Josh Rouse ja vor ein paar Jahren schon eine famose Platte gemacht, die „I972″hieß und ungefähr so klang. Sein letztes Album, „Subtitulo“, war sein spanisches Album. Auf einem Foto zu „Country Mouse, City House“ sieht man ihn noch ein marodes Haus sanieren, das vermutlich in Spanien steht,wenn auch nicht in der Stadt. Doch der Sänger ist, wie man hört, schon wieder in New York.

Rastlos hat Rouse in den neun Jahren seit „Dressed Up Like Nebraska“ seine Musik aufgenommen. Anders als bei manchem frühvollendeten Songschreiber war bei ihm viel Raum für Entwicklung, so unspezifisch war sein Anfang – und anders als viele Songschreiber entwickelte er sich tatsächlich. Ökonomisch formuliert, war für jeden etwas dabei. Kunstkritisch betrachtet, ist Rouse ein Eklektiker von besonderen Gnaden, der sich nicht nur verschiedene Genres vornahm, sondern gleich komplette Epochen. Oderwenigstens Zeitkapseln. „Country Mouse, City House“ hat er im Stil des Philly-Soul, des Easy Listening und des Hammond-Jazz-Groove der Siebziger aufgenommen, mit wunderschön arrangierten Bläsern und sehr deutlich phrasierender Stimme, mit Flöten und schollernden akustischen Gitarren und sogar Farfisa-Orgel, manchmal Smokey Robinson, manchmal ein weniger verhangener Elliott Smith. Ein Trauerkloß war er nie, doch diese Lieder werden durchströmt von Liebe, Laissezfaire und Humor. Und fingerschnippender Nonchalance.

Wie soll man solcher Leichtigkeit des Seins beikommen? Im Zitieren liegt hier beinahe ein genuiner Tonfall. Einen Song mit dem Titel „God, Please Let Me Go Back“ möchte der Rezensent stets gleich noch einmal hören. Toll, wie Rouse „He always was a son ot a bitch“ einstreut. Ja, womöglich ist „Country Mause“ gar keine so lustige, luftige, schwerelose Platte! Oft geht es um Zurückholen und Zurückkehren. Rouse singt in „Italian Dry Ice“: „Sissy had told rae that you moved to Rome/ Fucking those Italians with expensive clothes/ I need you back baby/ I miss my Rolling Stone.“ Eine Grußadresse zum Jubiläum! „Country House, City Mouse“ ist eine zauberische, auf Zehenspitzen tanzende Platte, der unwahrscheinliche Fall einer altmodischen, melodiebeschwingten, unvergesslichen Songwriter-Musik.

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