Joss Stone

Soul-Rock-Konfektionsware mit wohlfeiler Hippie-Attitüde

Der großen Emanzipation nächster Akt, gefühlt der ca. neunte. Kaum 24 Jahre jung, gerade einem Mordkomplott entronnen, debütiert die bekennende Kifferin mit ihrem schon fünften Album „LP 1“ (auch als CD, klar) auf eigenem Label. Das konnte nur Stone’d heißen und geht optisch tatsächlich mit dem guten alten Peace-Zeichen hausieren. Komm, hatte ihr zuvor Dave Stewart zugerufen. Komm rüber, ich habe da gerade diese tolle Studioband in Nashville beisammen, die glatt noch eine Woche Zeit hätte, wenn du Lust hast.

Joss Stone kam, sah, dass alles so „spontan und voller Kreativität“ war und sang „mit der Wildheit einer Löwin“ (Stewart) Zeilen wie „I’m glad I’m not a filler, baby“. Einige Songs, die Stone – meist mit Stewart – ja auch noch hinbekommen musste, können das hier leider nicht von sich sagen. Stücke wie „Karma“, „Don’t Start Lying To Me Now“ oder „Somehow“ kommen nicht über rockige Soul-/soulige Rock-Konfektion samt fingerschnippendem Session-Vibe hinaus. Die wohlfeile Hippie-Attitüde dazu manifestiert sich sofort. „What happened to that day when people walked hand in hand“, will Stone da gleich in „Newborn“ (!) wissen, selbstredend in Raubtier-Manier.

Doch die gern barfüßige Britin kann ja durchaus auch mal anders. „Drive All Night“ ist kein Springsteen-Cover, sondern eine hübsch zurückgenommene Verbeugung vor dem, was ein Mann für die richtige Frau tun kann. Zwei Background-Sirenen bändigen die Stone im klassischen Soul-Modus samt zartem Call & Response. Und wenn die tolle Band (mit A-Session-Muckern wie Chad Cromwell, Michael Rhodes und Dan Dugmore) mal ganz außen vor bleibt, schadet das auch nicht. Das nur zur Akustik-Gitarre intonierte „Landlord“ ist ein schöner Beitrag zum Thema „Ökonomie & Liebe“ („I don’t want your money, baby, under my door, I don’t wanna be your landlord anymore …“) Und das ähnlich dargereichte „Take Good Care“ geht doch glatt als Protest-Song durch. Gegen Polizei-Gewalt und so.

Und demnächst dann die Platte mit Mick Jagger. SuperHeavy. Mal sehen, wie stoned Frau Stone dann ist. Und wie emanzipiert. (Stone’d/Sony) Jörg Feyer

Beste Songs: „Drive All Night“, „Landlord“

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