JULES SHEAR – Between Us :: PRIVATE MUSIC/ARIS

Es ist das alte Lied. Die meisten kennen seine Lieder, doch kaum einer den, der sie geschrieben hat Jules Shear, einst Chef der semi-legendären Wave-Kapelle Jules & The Polarbears, brachte „All Through The Night“ (Cyndi Lauper) und „If She Knew What She Wants“ (Bangles) zu Papier und gilt ab Erfinder von MTVs „Unplugged“, dessen einziger Host er anfänglich war. Rückblickend vielleicht ein zweifelhaftes Verdienst.

„Between Us“ ist jedenfalls very unplugged und schlägt die berühmten zwei, zudem nicht gerade kleinen Fliegen in einem behutsam angereicherten Akustik-Gitarren-Durchlauf. Fliege 1: ein Duett-Album mit geschätzten Freundinnen und Kolleginnen, die zuvor schon meist die Bühne des New Yorker „Bottom Line“ mit Shear anläßlich der „Writers In The Round“-Serie geteilt hatten. Fliege 2: ein Konzept-Album über den Blick zurück auf gescheiterte, verlorene, aber auch gerade sanft erblühende Lieben.

Shear weiß um die Widersprüche, die sich da aultun. Vor allem den, daß es einerseits wenig Sinn macht, Vergangenem hinterherzugrübeln, denn: „It’s like watching where die dog ran through the wet cement“, wie er gewohnt trocken (ha!) textet Doch andererseits: „It’s the wounds that have made us what we are.“ Und die wollen natürlich schon ein bißchen geleckt sein.

Das tut Shear gewohnt subtil und hintersinnig, ohne nur „clever“ zu sein, traut sich aber auch, „trust“ auf Just“ zu reimen, wo es paßt Das Kunststück bei diesem Unterfangen besteht natürlich vor allem darin, die rechte Balance zu halten. Nicht zu tragisch soll es werden, aber Herzblut will man schon fließen sehen bzw. hören.

Musikalisch kann Shear den Spannungsbogen über die 15 Songs durchaus halten, zwischen lockeren Old-Timey-Einwürfen und klassischem Tin-Pan-Alley-AppeaL Die Wahl seiner Partnerinnen indes wirkt nicht durchweg zwingend. Patty Griffin („Windows 8C Walls“) und Margo Timmins („Sealed Up Hollow“) sorgen stoisch und strahlend für die rechte Portion Drama, Susan Cowsill brilliert in der nachgestellten „Restaurant Scene“. Einen wunderbaren Song wie „The Same Sad Smile“ hingegen möchte man dagegen nicht unbedingt von Curtis Stigers hören. Selbst Carole King bleibt eher blaß. Weitere Kollaborateure: Paula Cole, Rosanne Cash, Ron Sexsmith sowie Bassist Rob Wasserman in einem überflüssigen Instrumental-Intermezzo.

Trotz dieses schönen, mutigen Albums: Es wird das alte Lied bleiben mit Jules Shear. It’s the song, not the singer. Daß er selbst nicht einer der größten Sänger ist, weiß er natürlich selbst am besten.

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