Juliana Hatfield – In Exile Deo

Einige Dinge, derentwegen wir uns auch nach vielen mittelmäßigen Alben, verpassten Gelegenheiten und lauwarmen Aufgüssen alter Heldentaten noch an Juliana Hatfield erinnern: der famose Jangle-Pop der Blake Babies, „It’s A Shame About Ray“, Evan Dando und alles, was damit zusammenhängt, die fast Morrisseyeske Enthaltsamkeit und „Everybody Loves Me But You“ – das kalte Bett und das gebrochene Herz, das leere Haus und das kaputte Auto.

Juliana Hatfield war in allem besser als Courtney Love: Sie war die bessere Songschreiberin, hatte die tolleren Bands und war natürlich die inspirierendere Muse. Und auch seine Kopie von „America’s Sweetheart“ würde man – wenn man sie besäße sofort eintauschen gegen „In Exile Deo“. Nicht nur aus persönlicher Sympathie für die Künstlerin. Denn das Album geht gut los. „Get In Line“ ist härter, trockener und powerpoppiger, als man es von der Hatfield gewohnt ist, das spröde Jamie’s In Town“ baut eine Spannung auf, die sich in der

Eingängigkeit des famosen „Tourist“ und des guten „Some Rainy Sunday“ entlädt.

Die Herrlichkeit hält leider nicht über die vollen 50 Minuten. Erkennt man in der ersten Hälfte von „In Exile Deo“ häufiger mal Aimee Mann, reicht’s im zweiten Abschnitt meist nur für den ein oder anderen Gedanken an Sheryl Crow. Am Ende gibt’s dann in „My Enemy“ aber nochmal die hadernde Liebe und Verzweiflung, für die wir Juliana Hatfield immer geliebt haben.

Doch der Song, der alles andere übertrifft, findet sich versteckt in der Mitte des Albums: das Cover der Dot-Allison-Ballade „Tomorrow Never Comes“. Auch wenn sich Juliana Hatfield in Höhen vorhauchen muss, die ihr nicht unbedingt liegen, hat dieser Song alles, was es braucht, um „In Exile Deo“ zum besten Hatfield-Album seit dem Debüt „Hey Baby“ zu machen: das kalte Bett und das gebrochene Herz, das leere Haus und das kaputte Auto.

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