Junip :: Zeitgenössischer Krautrock: José González gibt sich empfindsam

Eine Orgel, die stoisch eine Tonleiter rauf und runter dudelt, einige über das gesamte Stereospektrum verstreute Percussion-Instrumente, eine zärtlich bearbeitete Konzertgitarre und die sanfte Stimme José González‘ – mehr braucht es nicht, um einen in „Baton“ in eine verwunschene Klangwelt zu entführen.

José González ist der Erretter der Empfindlichkeit. Ob der Schwede seine Songs solo vorträgt, sie mit einem Streichorchester aufführt oder sie wie jetzt wieder mit seiner Band Junip spielt – stets haftet den Stimmungsbildern, die dabei entstehen, eine zerbrechliche Innigkeit an. Wie schon auf dem Junip-Debüt „Fields“(2010) wird González‘ Akustikgitarre Teil komplex arrangierter, vielschichtiger, fein gezeichneter und in traurige Farben getunkter Soundlandschaften, die er mit Drummer Elias Araya und Keyboarder Tobias Winterkorn erzeugt.

Zwar scheinen die Songs tief verwurzelt im Krautrock und der elektronischen Musik, indem sie das Wechselspiel von Strophe und Refrain verschmähen und die Form des stetigen Kreisens, das Variieren von Motiven bevorzugen. Doch die stilistische Bandbreite dieser Etüden des Immerweiter, die sich zwischen der schlurfenden Untergangshymne „Head First“ und dem stoischen „After All Is Said And Done“ auftun, ist trotzdem berauschend: In „Suddenly“ trifft der Synthie aus „Blade Runner“ auf ein zappelndes Hi-Hat, in „Villain“ ein gemeiner Riff auf eine übersteuerte Bassdrum. „So Clear“ lässt eine E-Gitarre durch einen Hippie-Assoziationskosmos mäandern. „Your Life Your Call“ ist eine Lo-Fi-Dancetrack. „Walking Lightly“ ein hypnotischer Chant, „Beginnings“ eine bluesig-psychedelische Studie der Ratlosigkeit. Und im vom Flamenco beseelten „Line Of Fire“, das nicht zufällig am Anfang des Albums steht, gibt einem González großen Fragen mit auf den Weg: „What would you say/If you had to leave today/Leave everything behind/Even though for once you’re shining.“(City Slang)

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