Kacey Crowley – Anchorless :: ATLANTIC/TIS
Da gibt’s kein Vertun. „I wear my music like a broken crown“, singt Kacy Crowley gleich zum Abschluß des zweiten Songs, der zwar den Titel „Rebellious“ trägt, die schönen (und auch nicht so schönen) Irrwege der Initiation aber eher mit nüchternem Sarkasmus beschreitet. Nun darf nicht immer gleich von der Rhetorik auf „Authentizität“ geschlossen werden; schließlich ist die erste Person – des einfacheren Identifikationsangebots wegen – ein beliebtes künstlerisches Hilfsmittel. Aber das Werk der Wahl-Kalifornierin kommt doch durchweg so unverhohlen autobiograpisch daher. Daß daraus keine peinliche Nabelschau wird, verdankt sie bodenständigem Spott und ziemlich schwarzem Humor, die larmoyante Selbstgenügsamkeit in der Kulisse in Schach halten.
„I sweat in lust but what do I know, I’d wait to feel the fire of an eskimo’s volcano“, verhöhnt sie etwa in „Follow Me Outside“ ihre Paraderolle als „queen of disturbence“. Mit ebensoviel schnoddriger Coolness wie emotionalem Laissez-faire, mit präziser Beobachtungsgabe und poetischer Lust rekapituliert und durchdringt diese skinny blonde juvenile „Was-kostet-die-Welt“-Episoden, unwiederbringlichen Verlust, trunkenen Liebesschmerz („Bottlecap“), elementaren Horror („Sears“), das Entree in eine schöne neue Welt („Love Is Close“), alltägliche Schwebezustände („Vertigo“).
„Anchorless“ wurde zwar in Austin mit lokalen Größen wie Gitarristjon Dee Graham (True Believers) eingespielt, ist aber kaum an der Funktionalisierung von Lone-Star-Mythen interessiert. Wenn Crowley ein (kleiner) Vorwurf zu machen ist, dann der, daß sie sich nicht (noch) stärker von konventionellen Rock-Songwriter-Instrumentierungen löst Der zaghafte Einsatz von organisch integrierten „Loops“ deutet hier schon in eine risikofreudigere Richtung.