Karen O

Crush Songs

Cult/Kobalt

Ein zähes Selbsttherapie-Album der Yeah-Yeah-Yeahs-Sängerin

Karen O, das kann man ruhig immer wieder sagen, ist eine der tollsten Rocksängerinnen überhaupt. Weil sie etwas Wildes hat, aber auch genug Verstand, um sich nicht in den üblichen Klischees zu verheddern. Und dann natürlich diese kratzige, oft auch angenehm überdrehte Stimme. Neben ihrer Arbeit mit den Yeah Yeah Yeahs ist die 35-Jährige deshalb immer wieder auch auf Alben von Kollegen wie Swans, Flaming Lips oder David Lynch zu hören. Karen Lee Orzolek schnaubt, haucht, kreischt, flüstert dann so intensiv, wie es der jeweilige Song verlangt.

Normalerweise.

Auf „Crush Songs“ ist das anders. Hier klagt, jammert und greint die New Yorkerin leider überwiegend. So sehr, dass es manchmal kaum auszuhalten ist. Das Album ist der Versuch, eine schmerzhafte Trennung zu verarbeiten: „Ich war mir nicht sicher, ob ich mich jemals wieder verlieben würde“, erzählt die Sängerin. In dieser depressiven Stimmung hat Karen O in ihrer Wohnung 15 Songs aufgenommen. Der Sound ist extrem Lo-Fi, meist nur introvertiert gebrochener Gesang und eine auf der Gitarre geschrubbte Begleitung. Selten sind auch noch ein paar Töne auf dem Piano zu hören. Das erinnert vom Prinzip her ein wenig an den minimalistischen Soundtrack zu Spike Jonzes „Where The Wild Things Are“, den Karen O 2009 aufgenommen hat, klingt nur spartanischer. Man könnte jetzt vielleicht an Folk Implosion denken, an Daniel Johnston oder den frühen Bill Callahan. Doch dafür sind die Songs einfach nicht gut genug.

„Crush Songs“ entstand zwischen 2006 und 2007, und man wundert sich schon etwas, warum der alte Krempel jetzt erst auf Cult Records erscheint, dem Label von Julian Casablancas. Sicher, es gibt ein paar Stücke wie „Day Go By“, „Rapt“ oder „Singalong“, die eine raue, traurige Schönheit ausstrahlen. Doch das meiste wirkt zu sehr wie der Versuch einer Selbsttherapie: sich den ganzen Scheiß von der Seele schreiben und singen. Von Karen O erwartet man mehr.